Hin und hergerissen

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octavian Avatar

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Die Leseprobe von Yelena Blacks Dance of Shadows hat mich sehr angesprochen und neugierig gemacht. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, kann ich sagen, dass es die meisten meiner Erwartungen erfüllt hat.
Das Buch beginnt direkt spannend, was auch am Prolog liegt. Als Leser weiß man direkt ein winziges Bisschen mehr, als die Protagonistin Vanessa. Und dieses Bisschen macht die Geschichte noch ein bisschen spannender. Der Spannungsbogen hält sich auch halbwegs bis zum Finale. Der Stil ist angenehm flüßig zu lesen, jedoch nicht außergewöhnlich. Die Charaktere sind größtenteils schlüssig ausgearbeitet, wenn auch teilweise etwas stereotyp. Und hiermit wäre ich bei den Dingen, die mir an Dance of Shadows nicht gefallen haben.
Der Quotenschwule Blaine, wie er wohl in keinem Jugendbuch mehr fehlen darf, bleibt wirklich auch das: Ein flache Figur, die so ziemlich alle Vorurteile eines homosexuellen Jugendlichen erfüllt und brav seine Rolle als moralische Unterstützung der Mädels erfüllt, aber nicht wirklich zum Leben erweckt wird. Die Protagonistin war halbwegs deutlich charakterisiert, wenn ich mir auch manchmal auf Grund ihrer Begriffstutzigkeit, ihres absolut blinden Verliebseins und Verbohrtheit an den Kopf fassen musste. An einigen Stellen schien sie mir wirklich schwer von Begriff und es hätte das Buch sicherlich um einige Seiten gekürzt, wenn die Spannung nicht künstlich mit ihrer absurden Ahnungslosigkeit aufrecht gehalten werden musste. Aber blindmachende Liebe hat in einem Jugendbuch auch noch ihren berechtigten Platz.
Deutlich wird in Dance of Shadows, dass es wohl kein Einzelband ist, sondern der Beginn einer Reihe (Trilogie, o.ä.). Das ist keineswegs schlimm, denn viele der losen Fäden werden am Ende zu einem logischen und einsichtigen Ganzen verknüpft. Die Vorausdeutungen auf den kommenden Teil machen neugierig. Als Leser wollte ich schon gerne wissen, wie es denn um Vanessa und ihre Schwester weiter läuft.
Die Schwächen der Charaktere waren eigentlich das einzige, was mich am Buch wirklich gestört hat. Es hätte vielleicht früher das Gespräch auf die Dämonen kommen können, denn immerhin sind sie im deutschen Untertitel des Buches enthalten und stellen somit für den Leser keine Überraschung mehr da. Um auf eine solche gekünstelte Offenbarung dann so lange zu warten, war die Ankündigung doch zu deutlich.
Alles in allem gebe ich diesem Buch drei Sterne: Es hat mich kurzweilig unterhalten und war auch ausreichend spannend. Aber andererseits geht ein Minuspunkt an die stereotypen Charaktere und die manchmal nervend begriffsstutzige Protagonistin. Außerdem ist das Buch doch sehr auf das Ballett ausgerichtet und nicht immer sind alle Tanzschritte für den Laien gut zu verstehen. Als zwar Tänzer, aber nicht Balletttänzer, hatte ich doch so meine Probleme, allen Gedankengängen zu folgen. Und das sollte man auch wissen, wenn man sich als Nichttänzer dieses Buch zulegt.