schwer zugänglich

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"Nicht zu fassen, dass sie schon wieder so viel Lust zum Weinen hat."

Camila Fabbri entführt uns in "Dancing Queen" in die Gedankenwelt von Paulina Almada, die so grenzenlos und enorm chaotisch ist, dass sie mich damit sowohl fasziniert als auch absolut überfordert hat. Auch der Umgang mit ihrer einzigen Freundin Maite, mit der sie spontan zu einem schicksalhaften Roadtrip aufbricht, spiegelt Paulinas Unfähigkeit wider, Nähe dauerhaft zuzulassen.

Fabbris eigenwillige Erzähltechnik ist herausfordernd und gerät mehrfach zur Geduldsprobe: Der Roman verzichtet fast völlig auf eine zusammenhängende Handlung oder einen roten Faden; der fragmentierte Stil, erschwert den Zugang zum Buch.
Hinzu kommt Fabbris mitunter derbe und teils recht provokante Sprache, die stark polarisiert, jedoch Paulinas inneres Chaos treffend beschreibt.
Die Lektüre ist alles andere als leichte Kost, die Erzählung verliert sich zusehens in der Schilderung von Momentaufnahmen und Stimmungen.

Nachdem mich das erste Kapitel spektakulär mit einem Autounfall fesseln konnte, habe ich mir vom weiteren Verlauf des Romans wesentlich mehr erwartet. Dabei ist leider auch Paulina selbst eine wenig sympathische Figur, deren impulsives Verhalten es mir schwer gemacht hat, mich mit ihr zu identifizieren.

Am Ende ist "Dancing Queen" dann überraschend, sehr plötzlich irgendwie vorbei und lässt viele Fragen offen – zu viele.

Wer sich auf die besondere Atmosphäre und Fabbris außergewöhnlichen Stil einlassen kann, wird mit einem intensiven Porträt einer zerrissenen Protagonistin belohnt. Ich kann gut verstehen, dass man diesen Roman mögen kann; mich hat er nicht erreicht. Leider hat er irgendwie von allem etwas übertrieben zu viel und schafft es gleichzeitig nichtssagend zu bleiben.