Geballtes Wildbienenwissen

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jojoooo Avatar

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Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so viel über (Wild-)Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Insekten erfahren wie in Brigit Strawbridge-Howards Buch “Dancing with Bees”. Die Autorin beschreibt in sehr sympathischer Art, wie sie zu ihrem Interesse an Wildbienen gekommen ist und was sie durch die Beschäftigung mit unseren fliegenden Erdmitbewohnern über die Natur und über sich selbst gelernt hat. Das ca. 350-seitige Buch steckt dabei so voller interessanter Informationen und Hinweise auf weitere Wissensquellen, dass man sich für die Lektüre Zeit nehmen sollte. Es ist meiner Meinung nach definitiv kein Buch, das man mal eben wie einen Thriller durchliest. Das soll aber nicht heißen, dass das Gelesene nicht spannend oder fesselnd ist. Das Buch punktet neben diesem geballten Wissen durch seine wunderschöne Aufmachung. Nicht nur das Cover ist hübsch anzusehen (wenn auch zugegebenermaßen auf den ersten Blick etwas unübersichtlich). Auch im Innenteil des Buches finden sich zu jedem Kapitelbeginn wunderschöne farbige Zeichnungen. Sehr praktisch finde ich nebenbei bemerkt auch das Lesebändchen.
Warum ich dem Gesamtpaket trotzdem nur 4 von 5 Sternen gebe? Ich persönlich finde auf verschiedenen Ebenen die eine oder andere Kleinigkeit nicht ganz perfekt.
Inhaltlich: Einerseits zolle ich Brigit Strawbridge-Howard für ihre Begeisterungsfähigkeit und Interesse an einem so umfangreichen Thema meinen größten Respekt. Andererseits ist mir diese Begeisterung manchmal ein bisschen zu arg. Häufig werden die beschriebenen Insekten mir doch ein wenig zu sehr vermenschlicht (“Als das Tierchen mir den Kopf zuwendet und ich seinen gelben chaplinesken Schnurrbart entdecke, bekommt das Hummelweibchen in mir weiche Knie. Ja, dieses entzückend adrette Hummelkerlchen trägt einen Schnurrbart.”, oder auch: “Es heißt es gibt keine Mahlzeit, die nichts kostet, aber während die Ackerhummeln die Blüten gewissenhaft durch den Eingang betreten, brechen die anderen das Gesetz. Ich sage es nicht gerne, aber sie begehen Diebstahl.”). Außerdem erzählt die Autorin in schöner Regelmäßigkeit von den Unmengen an Fotos, die sie von den beobachteten Insekten bereits gemacht hat (und die sie gern jedes Jahr aufs Neue als Erste in den sozialen Netzwerken posten möchte). Von diesen ist jedoch kein einziges im Buch zu finden. Das allerdings hätte ich mir sehr gewünscht, da man schon aufgrund der Menge an Arten allein über Bezeichnung und Beschreibung nicht gerade die beste Idee vom Aussehen der beschriebenen Tierchen und Pflanzen erhält und das dann bei Interesse recherchieren muss.
Äußerlich: Die Idee eines klimapositiven Buches finde ich absolut lobenswert. Allerdings wölbt sich bei diesem der Deckel sehr unschön an den Ecken nach außen, wodurch es schon etwas “verlesen” wirkt. Ich habe keine Ahnung, ob das mit der Verarbeitung/Klebung oder evtl. mit der Druckfrische meines Exemplars zusammenhängt, es hätte mich in einer Buchhandlung aber sehr wahrscheinlich vom Kauf abgehalten. Zum Glück scheint sich dieses Problem zu lösen, wenn man das Buch lange genug wie eine Blüte zwischen anderen Büchern “presst”…
Mein Fazit: Ein Buch, das ich trotz seiner kleinen Merkwürdigkeiten jedem ans Herz legen kann, der sich für Wildbienen und Pflanzen interessiert. Mehr Wissen zu Wildbienen, das gleichzeitig noch so liebevoll aufbereitet ist, habe ich noch in keinem anderen Buch versammelt gefunden. Außerdem ist es wunderschön gestaltet und daher einfach auch schön anzusehen. Ein Muss im Bücherregal jedes Naturliebhabers!