Nicht alle Bienen sind schwarz-gelb gestreift!

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ismaela Avatar

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Als wäre nicht schon allein das knallgrüne Cover fünf Sternchen wert!

Als ich den Titel das erste mal gelesen habe, war ich zuerst der Meinung, es geht in diesem Buch um eine etwas esoterisch angehauchte und ökoliebende Tierliebhaberin, die plötzlich den Großstadtstaub abschütteln und sozusagen ein "back to the roots" Leben leben möchte, weil das heutzutage ja so en vogue ist.

Ich hätte nicht falscher liegen können!
Brigit Strawbridge Howard stellt eines Tages fest, dass sie über die Französische Revolution mehr weiß, als über einheimische Bäume, Vögel und Insekten. Sie erschrickt darüber sosehr, dass sie sich vornimmt, sich der Erforschung der Natur zu widmen, vor allem der Bienen. Sie beginnt, auf ihren täglichen Wegen, auf Wanderungen und in Gärten nach Insekten Ausschauh zu halten, macht Fotos, Notizen, sucht im Internet und in der Literatur nach Gleichgesinnten und Fachleuten, die ihr mit der Bestimmtung und Einordnung helfen. So entstand nicht nur ein sehr umfangreiches Buch über Bienen, Hummeln und vereinzelt auch Wespen, sondern auch eine Beschreibung der Natur an sich, mit der (nicht nur diese, aber vor allem) die Bienen in einem sehr genau getakteten Gleichgewicht leben, und schon ein paar kleine Verschiebungen, die dem Menschen überhaupt nicht auffallen, können für Bienenvölker verheerende Folgen haben.
So war mir zum Beispiel nicht klar, wie schädlich es ist, Bienenvölker durch das Land zu fahren, um sie Pflanzen bestäuben zu lassen - wie es in den USA mit den abertausenden Mandelbäumen gemacht wird, und Bienenvolkbesitzer nur davon leben, ihre Bienen "auszuleihen". Hier bekommt der Begriff "Arbeitsbiene" eine ganz neue Bedeutung, denn diese "Arbeit" ist für diese Insekten alles andere als gut. Nicht nur, dass Monokulturen kultiviert und "ortsansässige" Bienenvölker von den Arbeitsbienen verdrängt werden, auch die Arbeit an sich ist extrem anstrengend und auslaugend. Es hat einen Grund, warum immer wieder ganze Bienengenerationen in ihren Stöcken sterben, denn sie reagieren sehr sensibel auf Stress.
Aber auch die fortschreitende Umweltzerstörung, vor allem durch Bebauung, und die unsäglichen "Steingärten" machen es Bienen schwer zu überleben. Nicht nur, weil sie für Nahrung für sich und das Volk immer weiter fliegen müssen und immer weniger abbekommen, auch der Nestbau an sich wird dadurch erschwert. Ob es die riesige Bienenwabe ist, die niemand im Dach oder der Garage haben will, oder es die nicht vorhandenen Wiesen sind, in denen keine kleinen Bienennester an Grasstängeln hängen, die aus Tonschlamm gebastelt werden - denn schlammige Pfützen möchte man ja auch nicht haben. Und wo es keine passenden Böden mehr gibt, können Hummeln auch keine Erdnester mehr graben. Durch die Klimaerwärmung wachen zudem viele Hummeln und Bienen verfrüht aus ihrem Winterschlaf auf, finden zu wenig Nahrung und verhungern, oder gehen zu Grunde, weil dann eben doch nochmal ein paar kalte Tage kommen.

Ab und an schweift die Autorin ein bisschen sehr weg von den Bienen hin zur Natur, und der einen oder den anderen wird das stören - ich empfand es aber eher als Bereicherung, wenn sie von Nutz- und Blühpflanzen schreibt, vom Leben der Bäume, von Kräutern und Unkraut, oder aber von anderen Tierchen wie Motten oder Spinnen. Zum Schluss schließt sich der Kreis wieder hin zu den Bienen, und nicht ohne eines großen Bündels an Vorschlägen und Ideen, wie man seine Umgebung mit den entsprechenden Pflanzen oder anderen Maßnahmen (z. B. Patenschaften) bienenfreundlicher machen kann.

Und noch ein Pluspunkt: die wunderschönen Zeichnungen im Buch. Die geben dem Ganzen noch das I-Tüpfelchen.