Kalte Schatten über Öland

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timothy Avatar

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Das Cover trifft genau die Stimmung: kühl, leicht düster, mit einer Sogwirkung, die perfekt zu einem Küsten-/Inselkrimi passt. Es knüpft optisch stimmig an die Reihe an und macht sofort klar: Hier geht es weniger um blutige Effekte, sondern um psychologische Spannung und Atmosphäre.

Zur Geschichte: Ohne zu spoilern – die Morde an Journalistinnen, die Ermittlungen in Kalmar/Borgholm und die Andeutungen Richtung rechtsextreme Szene ergeben ein aktuelles, relevantes Setting. Gut gefällt mir, dass Åslund das Thema nicht platt bebildert, sondern als gesellschaftlichen Unterstrom nutzt, der die Figuren unter Druck setzt. Der persönliche Bezug für Maya (Stichwort: alte Wunden) ist nachvollziehbar und erhöht die Fallspannung, ohne in Seifenoper abzurutschen.

Der Schreibstil ist flüssig, kapitelknapp und dadurch sehr „pageturnerig“. Die Schauplätze sind klar umrissen (Stadt, Küste, Schlossruine), man „sieht“ das nordische Grau vor sich. Mir gefiel besonders, wie die Autorin Ermittlungsarbeit, private Bruchkanten und landschaftliche Kälte verzahnt. Kleine Cliffhanger am Kapitelende treiben an, ohne künstlich zu wirken.

Die Figuren: Maya ist keine Superheldin, sondern eine getriebene, professionelle Ermittlerin mit Ecken. Ihre gelegentlichen Alleingänge sind glaubhaft aus der Figur heraus motiviert, wenngleich sie mich punktuell die Stirn runzeln ließen – genau diese Reibung macht sie menschlich. Pär ist ein guter Gegenpol; das Team funktioniert. Nebenfiguren (u. a. aus Mayas Umfeld) sind ausreichend konturiert, sodass sie mehr sind als Stichwortgeber.

Warum interessant? Der Mix aus hartem, aktuellen Thema, persönlicher Vergangenheit und schwedischer Kulisse wirkt frisch. Auch ohne Vorwissen ist der Band gut lesbar; Reihenleser erkennen die Entwicklungslinien und die wiederkehrende melancholische Note.

Fazit & Empfehlung: Atmosphärischer Schwedenkrimi mit Gegenwartsbiss, glaubwürdigen Figuren und stetig steigender Spannung. Für Fans nordischer Krimis, die mehr Tiefgang als „Bodycount“ suchen. Klare Leseempfehlung – besonders, wenn man Ermittlungen mit gesellschaftlichem Resonanzraum schätzt.