Dann schlaf auch Du

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feeona Avatar

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„Dann schlaf auch Du“ behandelt ein ziemlich dramatisches Thema, nämlich den Verlust der eigenen Kinder. Wie sicher kann man sich in seinem Leben fühlen? Wie sehr kann man anderen Menschen vertrauen? Diese Fragen wirft das Buch auf und zeigt: Am besten gar nicht.
Paul und Myriam sind ein typisches Ehepaar. Pariser Altbauwohnung, zwei Kinder, ein Leben, das bezahlt werden will. Als Myriam nach Geburt des zweiten Kindes wieder anfangen möchte zu arbeiten und rauszukommen, muss ein Kindermädchen her. Mit Louise scheinen sie die perfekte Nanni gefunden zu haben. Sehr dezent drängt sie sich in das Leben der Familie, übernimmt mehr als sie muss, beschwert sich nie, nistet sich peu à peu ein. Doch sie tut dies nicht aus Selbstlosigkeit, sondern weil ihr eigenes Leben so einsam und leer ist. Paul und Myriam merken das nicht, bzw. es interessiert sie nicht. Louise ist da um ihnen alles abzunehmen und mehr kümmert sie nicht, auch wenn sie ihr natürlich dankbar sind. Doch so unreflektiert wie sie sind, merken sie nicht, dass Louise nicht perfekt ist, sondern in Problemen versinkt. Und so merken sie auch nicht, worauf es hinausläuft.
Das Buch beginnt direkt ganz krass mit den schlimmen Ereignissen. Schockierend und unvorbereitet trifft es den Leser. Man weiß, was passiert, aber nicht warum. Diese Geschichte wird in Rückblenden Stück für Stück erzählt. Sie beleuchtet alle Seiten, auch die von Louise, sodass der Leser früher als das Ehepaar merkt, dass etwas nicht ganz stimmt mit dieser Frau. Zwischendrin wird wieder in die Gegenwart gesprungen, z.B. zum Prozess. Auch hier werden verschiedene Perspektiven beleuchtet. Ich finde diese Erzählmethode sehr gut gewählt. Sie rüttelt den Leser immer wieder ein bisschen auf, der es sich sonst in den Rückblenden allzu sorglos bequem machen könnte. Woran es dem Buch mangelt ist Tiefe der Charaktere. Sie wirken alle unsympathisch und die Autorin schafft es nicht ihre Verletzlichkeit ergreifend darzustellen.
Nachdem ich den Anfang gelesen hatte, dachte ich, es wird mehr wie ein Krimi / Thriller, aber dieses Buch konzentriert sich nicht so sehr auf das was, als auf das wieso. Ich finde, man kann es durchaus als sozialkritisch betrachten, vor allem aber ist es einfach eine tragische Geschichte, die aus dem echten Leben stammen könnte.