Das Grauen steigert sich Seite um Seite

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Ein fabelhaftes Buch. Wunderbar geschrieben, sehr eindringlich und dicht. Ein Thriller, ohne Blut und Gemetzel und doch eines der beängstigenden Bücher, die ich seit langem gelesen habe.

Paul und Myriam sind glücklich. Endlich haben sie ein wunderbares Kindermädchen für ihre zwei Kinder gefunden. Louise ist bezaubernd, fleißig, lustig, häuslich, eine wahre Fee. Doch was verbirgt sie? Wer ist diese Frau, die sich nach und nach im Leben der Familie einnistet, nicht mehr wegzudenken ist und irgendwann nicht mehr gehen will? Sie fahren gemeinsam in den Urlaub, machen sich kleine Geschenke, das Leben scheint perfekt. Myriam kann endlich wieder arbeiten und auch bei Paul läuft es beruflich rund. Doch Seite um Seite erschließt sich das Grauen. Louise verändert sich, die Stimmung wird angespannt und irgendwann reden Myriam und die Nounou nur noch das Nötigste miteinander. Dann geschieht das Schreckliche, Unvorstellbare.

Der Leser erfährt schon im ersten Kapitel, wie die Geschichte endet und ist immer auf der Suche nach dem Moment, der das Grauen einläutet. Atemlos wird Seite für Seite verschlungen. Auch in den positiven, glücklichen Momenten lauert das Dunkle im Hintergrund. Es gibt nur wenige Figuren, die umso eindringlicher beschrieben sind. Die Schauplätze sind ebenfalls sehr beschränkt: Die Wohnung der Familie und die von Louise, der Park, Myriams Büro, das Ferienhaus. So glaubt man sich mittendrin, kann Myriam und Paul über die Schulter schauen, möchte sie schütteln und eingreifen. Doch man bleibt sitzen und muss zusehen, wie das geschehen seinen Lauf nimmt.

Am Ende bleibt offen, wann genau Louise sich entschließt, die Kinder zu töten. So wirkt die Geschichte noch eindringlicher und bleibt lange im Kopf. Für mich eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.