Eine schmerzhafte Achterbahnfahrt

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clara_fall Avatar

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Welch eine Verzweiflung und krankhaftes Denken eine erfahrene Nanny zu so einer unbegreiflichen Tat treiben, kann man sich als Leser nur sehr schwer erklären - selbst wenn man schon so manchen Thriller verschlungen hat. Diese Story hallt noch lange im Kopf nach und gepaart mit leider echten Nachrichtenmeldungen gibt es viel Stoff zum Nachdenken.
Während Louise allein ihre Tochter großzieht, bestreitet sie ihren Broterwerb ebenfalls mit dem Versorgen und Erziehen von Kindern anderer Leute. Sie bekommt Einblick in deren erfolgreiches, gut finanziertes Leben, während sie selbst oft nicht weiß, wo die Miete herkommen soll. Nach einer langen Reihe von Schützlingen landet sie nun bei Paul und Miriam. Beide Elternteile wollen zurück in ihre Karrierewelt und suchen deshalb eine bezahlbare, zuverlässige Haushälterin. Louise scheint ihnen vollkommen dafür geeignet und schon bald zieht diese sehr begabte und jederzeit verfügbare Frau hinter den Kulissen die familiären Fäden. Es kommt zu Reibungspunkten und grotesken Situationen und Louise merkt schon bald, dass ihre Zeit des Abschieds gekommen ist. Doch zu sehr ist sie mit diesen Menschen verwachsen und kranke Ideen führen zu immer unerträglicheren Ereignissen. Den Eltern wird zu spät bewusst, dass sie diesen tödlichen Strudel nicht mehr stoppen können ...
Die Geschichte ist sehr gut aufgebaut, in allen Phasen sehr menschlich beschrieben, auch aus den Blickwinkeln anderer eigentlich unbeteiligter Mitmenschen beschrieben und man kann es tatsächlich kaum aus der Hand legen, auch weil die Abschnitte/Kapitel kurz und übersichtlich gehalten sind. Eine kurze, aber oftmals schmerzhafte Achterbahnfahrt für jeden Thrillerleser, der dieses feine psychologische Genre mag.
Das Buch ist sehr edel als gebundene Ausgabe gestaltet und das Cover vervollständigt den Charakter dieses Romans.