in der Obhut des Kindermädchens

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Das Buch beginnt mit der Zerstörung einer Familie. Es beginnt so entsetzlich, daß ich die ersten Seiten mehrmals lesen musste. Das kann doch nicht sein, sagte mir mein Herz, das ist doch undenkbar, wimmert mein Verstand.
Myriam und Paul sind zu beneiden. Sie passen gut zusammen, haben zwei gesunde Kinder und Paul verdient gutes Geld als Musikproduzent. Myriam hat ihr Jurastudium gerade mal zwei Wochen vor Milas Geburt abgeschlossen. Sie scheint sich in der Mutterrolle wohlzufühlen und Mila bekommt einen kleinen Bruder, Adam. Doch jetzt verliert sich Myriams Freude am Windeln wechseln und Fläschchen warm machen. Der Alltag nervt sie, sie möchte wieder hinaus in die Welt der Erwachsenen, ihr erlerntes Wissen anwenden und arbeiten. In mir regt sich ein wenig Unverständnis über manche der Gefühle, sie sie ihrer Kinder gegenüber hat, wie z.B. >>sie fressen mich bei lebendigem Leib auf,<< oder >>Adams erstes Geplapper war mir gleichgültig.<<
Um Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen, machen sie, was so viele Familien machen, sie suchen eine Nanny. Sie wollen ihre Kinder einer fremden Person anvertrauen. Natürlich stellen sie hohe Anforderungen und haben Glück Luise zu finden, eine Nanny wie aus dem Bilderbuch. Die Kinder lieben sie, der Abwasch wird gemacht, die Wäsche gewaschen und vorzügliche Speisen werden zubereitet. Myriam und Paul haben Glück gehabt.
Dass es so grauenhaft endet, war meiner Meinung nach nicht vorauszusehen. Man kann in keinen Menschen hineinschauen, sei es ein fremder oder ein geliebter Mensch. Luise war sehr einsam, ihr einziger Halt war die ihr anvertraute Familie. Sie schöpfte alle Lebenskraft und Lebensfreude aus dem klar geregelten und in geordneten Bahnen verlaufenden Familienleben. Das jedoch nicht ihr eigenes war. Doch nichts bleibt wie es ist und das unentrinnbare Schicksal nimmt seinen schrecklichen Lauf.
Während der Lektüre habe ich immer wieder gedanklich Schuldzuweisungen gemacht und sofort deren Unsinnigkeit erkannt. Ich kann die Frage nach dem wieso nicht beantworten und werde noch lange über diese Tragödie nachdenken. Von mir eine klare Lese Empfehlung.