Leider zu kurz - hätte mehr Seiten vertragen

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steffika Avatar

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Autorin: Leila Slimani
Erscheinungstag: 21. August 2017
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (fester Einband)
Seiten: 224

Inhalt (übernommen)

Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Myriam und Paul können sich endlich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren, währen Louise wie mit unsichtbaren Fäden die Familie zusammenhält, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist ihre Kinderfrau unentbehrlich geworden. Die Eltern ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sich besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

Charaktere & Schreibstil

Das Buch kommt mit wenigen Protagonisten zurecht: Louise, Myriam und Paul. Leider verhindert die Erzählweise, dass ich einen tieferen Zugang zu den dreien bekomme. Der Stil ist erzählerisch, die Geschichte wird uns im Nachhinein erzählt, es fehlen für mich direkte Redewendungen.
Aber vielleicht war das genau die Absicht von Leila Slimani: Selten hat mich ein Buch so nachdenklich, so mit meinem eigenen Kopfkino zurückgelassen.
Und selten hat ein Buch so viele sozialkritische Themen behandelt, aber nicht gewertet, sodass es dem Leser selber überlassen blieb: Krankheit, Einsamkeit, Chef-Sein, Freundschaft, Erziehung.

Das erste Kapitel endet mit einem Cliffhänger, man weiß also schon, wie die Tragödie aussehen wird, nur wird die Frage nach dem Warum erst bis zum Schluss aufgespart. Ich hätte gerne mehr in die Tiefe gehend erfahren, was Louises Geschichte war, was wirklich genau der Auslöser für ihr Handeln gewesen ist.
Leider war für mich in manchen Handlungsweisen dennoch abzusehen, dass Louise anders, als Andere ist, auch Myriam und Paul hatten ein Gefühl im Bauch, das sie aber immer wieder verdrängt haben, damit sie ihr bequemes Leben nicht aufzugeben brauchen.
Und wieso sind die früheren Arbeitgeber von Louise schon nicht drauf gekommen? Wieso war niemand zu Stelle und hat ihr geholfen? Oder wollte sie sich nicht helfen lassen?

Fazit

Alles in allem war das Buch trotz allem ein Besonderes. Wenn es mehr Seiten gehabt hätte, wir mehr über Myriam, Paul und Louise erfahren hätten, wäre es für mich perfekt gewesen.