Schlaf, Kindlein, schlaf

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kathavoigt Avatar

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Schon nach den ersten Seiten wird klar: im Hause der Massés ist etwas Schreckliches passiert.
Adam ist tot, Mila wird ihren Verletzungen erliegen. Die Kinderfrau, die versucht hat, sich selbst zu richten, hat überlebt. Zurückbleiben die verzweifelten Eltern und fassungslosen Nachbarn.
Leïla Slimani gelingt es mit viel Feingefühl ein Bild zu zeichnen, von einer Frau, die lebt um zu dienen. Was anfangs ihre höchste Erfüllung ist, zehrt sie am Ende ganz auf. Louises eigenes Glück, besteht im Leben der anderen, deren Anerkennung ihr Sold ist.
Louise vergräbt sich ganz in der Betreuung der beiden Kinder von Paul und Myriam, die meinen echtes Glück zu haben, indem sie nicht nur eine Nanny, sondern auch den guten Geist gefunden zu haben, der putzt, kocht und abends gern länger bleibt, um nicht in die Absteige zu müssen, die sie ihr zu Hause nennt.
Je mehr Louise im Hintergrund wirkt, desto mehr vergessen die Eltern, dass ihre Kinderfrau ein eigenes Leben, eine eigene Existenz, hat und dass ihr Rucksack über die Jahre so groß geworden ist, dass er irgenwann überquellen muss.
Ein Buch ohne brutales, seitenlanges Gemetzel, das es trotzdem schafft, nicht nur Eltern beim Lesen einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen, in der Hoffnung, dass dieses Buch immer ein Buch bliebe.