It’s raining again

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Die Zahl der Klimathriller entwickelt sich ähnlich wie die der Klimaphänomene, auf denen sie basieren: Es werden mehr. Häufig geht es naheliegenderweise um steigende Temperaturen, insofern unterscheidet sich Thilo Falks „Dark Clouds“, denn hier geht es vorwiegend um Regen. Regen, der binnen kurzer Zeit in Form von Starkregen und durch ihn ausgelöste Folgen weite Teile Europas betrifft. Und die Folgen haben es in sich, reichen sie doch von überfluteten Häusern über Altersheime bis zu zerstörter Infrastruktur inklusive Kraftwerke, aussetzender Wasserversorgung usw. Während die Politik in Schockstarre zu verfallen scheint, macht sich eine Gruppe von Wissenschaftlern bzw. Experten Sorgen, weil all dies erst der Auftakt zu noch größeren Problemen sein dürfte – denn wie reagiert eine Gesellschaft, wenn buchstäblich nichts mehr funktioniert und die Menschen um ihr Leben kämpfen? Der Wettlauf mit der Zeit für Fiella, Arian und Philipp beginnt …

Mit dem fulminanten und Erwartungen weckenden Beginn wirft der Autor seine Leser in eine Geschichte, von der man ehrlicherweise sagen muss, dass sie dem bewährten Rezept für Klima-/Katastrophenthriller a la „Blackout“ folgt, aber auch, dass das Rezept sich ja nicht von ungefähr bewährt hat: Man nehme ein relativ realistisches Szenario, das Lesern so ähnlich bekannt ist (Ahrtal), stelle es in den gesamtgesellschaftlichen Kontext (Was macht es mit einer Gesellschaft, wenn nichts funktioniert: Gewinnt der Selbsterhaltungstrieb, die Solidarität …?) und kombiniere es mit einem Experten oder einer Gruppe von Experten mit Weitsicht, in deren Fachgebiet die Katastrophe liegt. Hier sind es eine Doktorandin der Wolkenkunde, einen Diplom-Ingenieur und IT-Nerd sowie ein Schadensgutachter, deren Expertise nahezu perfekt die verschiedenen benötigten Fähigkeiten abbildet. Der Autor schickt diese Gruppe nun also in die Katastrophe, deren Ausmaße er teils real werden lässt, teils nur andeutet durch die Überlegungen der Gruppe, was passieren könnte bzw. wird. So spielt er geschickt mit der Angst der Leser – vor allem, weil sie ähnliche Szenarien ja schon kennen. Geschickt ist auch der Kniff, die Geschichte aus der Sicht seiner Figuren berichten zu lassen, denn so baut sich fast automatisch Spannung auf, weil man beim Lesen immer wieder wissen will, wie es in den anderen Strängen weitergeht. Spannend gestaltet Falk auch die politische bzw. Behördendimension, Lobbyarbeit usw. Einzig der doch ziemlich simple Schreibstil wusste so gar nicht zu überzeugen – ja für Pressemeldungen passt das und ja, auch die eine oder andere Figur kann man „einfach“ erzählen lassen, aber da wäre mehr Variation wünschenswert gewesen. Insgesamt ein spannender, weil erschreckend realitätsnaher Thriller, der nachdenklich stimmt, was noch alles passieren muss, um endlich zu handeln. Dafür gibt gibt es 3,5 Sterne, die in Anbetracht des sprachlichen Unterhaltungswerts im Vergleich mit anderen Autoren abgerundet werden.