„Ist es so unvorstellbar, dass jemand irgendwo, irgendwann dieses Monster geliebt hat?“

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amelien Avatar

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„Selbst wenn du dein gebrochenes Herz beklagst, spürst du die Erleichterung, nicht wahr? Jetzt mit seinem Hass fühlst du dich sicherer als zuvor mit seiner Liebe?“ (Seite 353)

Ein Buch, das seine Dunkelheit nicht nutzt – und seine Figuren in der Tiefe verliert.

Die Idee des Buches hatte mich sofort gekriegt. Sie versprach ein Labyrinth, die Legende vom Minotaurus, göttliche Prüfungen, Hexen, Monster, Amnesie und eine dunkle Anziehung. Die Erwartungen waren also dementsprechend hoch - von düster, gefährlich bis hin zu geheimnisvoll, aber bekommen habe ich leider was vollkommen anderes. Was so vielversprechend klang, verlor sich schnell in einer zähen und kaum vorwärtskommenden Handlung.

Was zunächst auffällt, der Roman ist ausgesprochen dialoglastig. Dadurch tritt die Handlung in den Hintergrund. Statt tiefer Einblicke in die Figuren erhalten wir nur endlose Gespräche, welche kaum zum Geschehen beitragen. Zudem bleiben die Charaktere sehr blass, eindimensional und machen kaum nennenswerte Entwicklungen durch, dadurch wirken sie seltsam fern. Insgesamt wirkt das Ganze sehr konstruiert auf mich und nicht wirklich lebendig, irgendwie befremdlich steif und träge.

Der Schreibstil ist auch irgendwie eher distanziert und nicht wirklich beschreibend. Die Geschichte konnte mich dadurch nicht mitreißen. Auch die Perspektive aus Sadares Sicht ist eher distanziert als nahbar. Als Leser lernt man sie mehr oberflächlich kennen, aber fühlt sie nicht. Auch Daesra war mir zu unerreichbar und unsympathisch. Seine Hassliebe wirkte für mich zu aufgesetzt, seine Reaktionen muteten zudem seltsam an. Mal rettet er sie und dann stößt er sie wieder von sich. „Mixed Signals sein Vater^^.“
Aber diese Dynamik wiederholt sich irgendwann nur noch und wird dadurch vorhersehbar. Die Handlung dreht sich im Kreis.

Auch im weiteren Verlauf der Geschichte bekommen wir nur vage Andeutungen und kleine Bruchstücke, welche uns wie die Prota im Dunklen tappen lassen. So richtig weiß man nicht wo die Geschichte hinführen soll. Es kommt nur wenig Spannung auf und auch inhaltlich bleibt vieles oberflächlich und wenig nuanciert.

Am meisten könnte man wohl den Stillstand bemängeln. Es passiert viel aber irgendwie auch nichts. Die Geschichte ist nicht ganz rund, sondern eher zäh und ermüdend. Erst gegen Ende des Buches kommt ein bisschen Bewegung in die Handlung. Für mich hat es das Finale nochmal rausgerissen, der Twist war überraschend und clever inszeniert. Dennoch bleibt der Eindruck, dass hier weitaus mehr möglich gewesen wäre. Das Labyrinth barg ein spannendes Setting mit mythologischen Anklängen, aber das Potenzial wurde leider verschenkt.

Gut gefallen hat mir die neuartige Idee mit Schmerz als Energiequelle für Macht, dass düstere und stimmige Setting, sowie die Prüfung der Götter, was der Geschichte einen mythologischen Hauch gab und das Aufeinandertreffen der beiden Hauptprotagonisten.

Jedoch überwiegen die negativen Aspekte. Der Schreibstil ist emotional distanziert und zu dialoglastig, die Figuren blass und unnahbar, die Beziehung ist eher toxic-to-lovers und die Handlung dreht sich im Kreis.

Hier passt der Satz gut: „Eine Geschichte steht und fällt mit dem Autor.“
Die Idee war gut, aber die Umsetzung nicht wirklich gelungen, weshalb ich letztlich nur 2,5 Sterne gebe.

Mein abschließendes Fazit: Dark Labyrinth bietet ein stimmungsvolles Setting mit reizvollen mythologischen Fragmenten, aber verliert den Leser durch eine schleppende Erzählweise und flache Figuren. Wer sich eine spannungsgeladene und mitreißende Geschichte erhofft wird wohl enttäuscht werden. Das Buch macht nur wenig Lust auf Teil 2.


Randnotiz: Pocli war schon ein Süßi.

2.5⭐️