Ein Schauermärchen

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Mein erster Eindruck nachdem ich das erste Kapitel gelesen hatte war: Das könnte eigentlich schon das Ende einer schönen schaurigen Kurzgeschichte gewesen sein. Einiges erinnert vom Erzählstil her an Edgar Allen Poes „Die Morde in der Rue Morgue“. Der unbeteiligte Bote (hier Briefträger) der die Morde entdeckt, die viktorianisch anmutende Villa in der Strand Street 1 als Tatort und die Fassungslosigkeit darüber was in dem Haus wohl wirklich zu dieser grausamen Bluttat geführt haben mag.

 

Als Poe-Fan habe ich mich dann frohen Mutes den restlichen Kapiteln des Buches gewidmet in denen der Comiczeichner Niall, der Nachfolger des für die Tat zumindest durch Rufmord verantwortlich gemachten Briefträgers, den Ursachen für die Vorkommnisse auf den Grund geht. Den Anstoß dazu gibt ihm das Tagebuch eines der Opfer aus Strand Street 1, das den Weg über das Postbüro in seine Hände gefunden hat. Hierbei reist er quer durch Irland um in dem Heimatdorf der Opfer einer seltsamen Wahrheit immer näher zu kommen.
Mehr zu dem Inhalt darf leider nicht verraten werden, denn sonst würde sich die ohnehin geringe Spannung des Buches endgültig in Luft auflösen.

 

Leider muss ich sagen, dass der Autor besser daran getan hätte es bei dem ersten Kapitel zu belassen, das als Kurzgeschichte wirklich nett zu lesen ist.
Bis zum Schluss ist mir nicht klar geworden, warum er diesen Weg des Erzählens gewählt hat. Hätte man die Vorgeschichte ins Jetzt gehievt und nicht den Ausgang an den Anfang gestellt, dann wären wohl einige Schreckmomente garantiert gewesen.
In der dargebrachten Form allerdings fehlt nach meinem Erachten jede Begründung für die angegebene Genre-Zuordnung „Psycho- Thriller“. Es gibt nicht einen einzigen echten Schockmoment auf knapp 350 Seiten.
Trotzdem ist das Buch sehr flüssig geschrieben und animiert stets zum Weiterlesen.

 
FAZIT:
Christian Mørks „Darling Jim“ ist ein modernes Schauermärchen, in dem ein ebensolches immer wieder als Leitmotiv dient. Ist es für Freunde leichterer Unterhaltung noch ganz passabel geeignet, wird jeder Thrillerfan bitter enttäuscht sein.