Leider weder noch.

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inishmore Avatar

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Das Buch an sich verdient leider nur das Prädikat „nett“ – nicht mehr, und auch nicht weniger. „Darling Jim“ ist von Struktur und Schreibstil – also dem, was handwerklich hinter einem guten Buch steckt – klasse gemacht. Die wechselnden Perspektivwechsel und eingeschobenen Geschichten verleihen dem Roman mehr Dynamik und eine gewisse Tiefe, und die Figuren sind treffend gezeichnet.

Die Geschichte an sich fand ich dann leider enttäuschend. In der heutigen Zeit, in der man immer mehr von Menschen hört, die aus perfiden Fantasien heraus Verwandte, Bekannte oder willkürliche Opfer in Kellerverliese sperren, kommt das Motiv des Buches beinahe Altbacken daher und hat wenig von dem Psychothriller, als der er verkauft wird.

 

Spannung mag durch die recht vorhersehbare Handlung und die Art, auf der Niall die fertige Geschichte auf dem Silbertablett präsentiert kommt, auch nicht so recht aufkommen.

Die Beschreibungen von Jim und seine Wirkung auf die Frauen erinnert an die britischen Schauerromane des achtzehnten Jahrhunderts, und die Betonung von Jims Unwiderstehlichkeit und der „brennenden Leidenschaft“, die Frauen über Kontinente hinweg verbindet, nimmt nach einiger Zeit einfach nur unfreiwillig komische Züge an. Zudem verhalten sich die Hauptfiguren, angefangen von dem Briefträger Niall bis hin zu den Walsh-Schwestern, durchgehend unglaubwürdig. Irgendwann mag bei soviel Dummheit bei mir keine rechte Sympathie mehr aufkommen. Als Krönung gibt es an den Haaren herbeigezogene Drehungen und Wendungen, die an die Serie „C.S.I.“ erinnern.

Mørk scheint sich nicht so recht entscheiden zu können, ob er einen Mystery- oder einen Krimiroman schreiben möchte, und im Endeffekt bleibt „Darling Jim“ weder noch. Schade, denn der Roman hätte durchaus Potential und Mørk ist mit Sicherheit kein schlechter Autor.