Rache ist toxisch

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mel.e Avatar

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"Darling Rose Gold" ist ein sehr gelungener Roman, der viele Überraschungen an seine Leser_in bereithält. Mir hat es sehr gefallen in diese doch sehr außergewöhnliche Mutter - Tochter - Beziehung einzutauchen und mich beispiellos in eine Story zu begeben, die mich begeistert zurücklässt. Das Ende ist sehr gelungen, auch wenn sich wieder einmal bewahrheitet, das Rache mitunter doch sehr wohltuend ist, zumindest für denjenigen oder diejenige, die Rache nimmt. Ich bin nicht immer einverstanden, mit dem, wie Rose Gold agiert, aber das ist es eben auch, was diesen Roman belebt, der sich mitunter wie ein Thriller las. Im Gesamtpaket absolut ausschweifend und dennoch kein Problem die Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verknüpfen. Für den Verlauf der Story ist es zwingend notwendig, in die Köpfe von Rose Gold und ihrer Mutter Patty zu schauen, um zu begreifen, warum Rose Gold es notwendig sieht, sich zu rächen und sich nicht weiter manipulieren zu lassen, denn das ist etwas, was ihrer Mutter Patty schnell zu gelingen scheint. Patty will da anknüpfen, wo sie vor ihrer Gefängnisstrafe geendet hat und das Ruder wieder komplett übernehmen. Das hieße aber auch, ihrer Tochter erneut die Luft zum Atmen zu nehmen.

Was ich mich immer frage, wenn Menschen eine schwere Kindheit hatten, ob dieses rechtfertigt, sein Kind an sich zu binden, weil man sich in der Rolle der Märtyrerin sehr gefällt? Sein Kind zu vergiften ist eine schwere Straftat und Rose hat dadurch einiges ihrer Kindheit einbüßen müssen. Sie wirkt kränklich und ich kann nicht beurteilen, ob Patty komplett durchgeknallt ist oder ob es nur Mutterliebe ist, die sie dermaßen agieren lässt. Wahrscheinlich von allem etwas, wobei sie sich keiner Schuld bewusst ist und sich als gute Mutter empfindet, die sich hingebungsvoll um ihre Tochter gekümmert hat. Die Quittung folgt, denn Rose Gold ist wenig versöhnlich, zumal sie erkennt, das ihre Mutter unverkennbar gleich bleibt.

Rose Gild ist eigentlich nur auf der Suche nach Liebe. Vielleicht auch nur Sicherheit, die ihr bisher nicht in ihrem Leben begegnet sind. Die Wege die sie geht, sind komplett falsch und auch schmerzhaft, wobei ich Liebesentzug und Kontaktsperre ihres Erzeugers nicht nachvollziehen kann. Die Vergangenheit seines Kindes beleuchtet, hätte einfach die Einsamkeit gespiegelt und den Wunsch eines "echten" Zuhauses aufgezeigt. Mich wundert es nicht wirklich, das Rose ganz weit ausholt und auch hier Schmerz und Schaden zufügt.

Insgesamt gesehen ist "Darling Rose Gold" absolut psychotisch und deshalb vielleicht auch so gelungen. Es gibt Situationen, da möchte man nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und dann gibt es wieder andere, da wird einem rasch bewusst, wie verzweifelt und einsam dieses Menschenkind ist. Wenn dein einziger Freund eine Pflanze ist, dann bist du schon reichlich arm dran.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an "Darling Rose Gold", da ich die Story äußerst faszinierend fand und viele, viele gute Ansätze auf der Gefühlsebene von Rose Gold wahrnahm, die absolut auf eine psychische Störung hinweisen, die von ihrer Mutter erzeugt wurden. Einer Mutter, die nicht erkennt, wo sie Fehler gemacht hat und diese wiederholen will, dabei aber auf eine sehr ausgeklügelte Art und Weise gebremst wird. Mich hat es zufrieden gestellt, denn wie sagt man so schön? Schadenfreude ist die größte Freude.