Unheimlich, aber nicht brutal.

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brombeere Avatar

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Worum geht es?
Eine Mutter vergiftet ihre Tochter und macht sie damit krank, wird verurteilt und sitzt ihre Gefängnisstrafe ab. Danach begegnen sie sich wieder.

Worum geht es wirklich?
Rache, Lügen und Manipulation

Lesenswert?
Ja, gute und spannende Lektüre für zwischendrin. Giftmischerin Patty hat damals laut Anklage ihre Tochter Rose Gold vergiftet und sie bewusst krank gemacht. Hintergrundinformationen dazu findet man unter dem Stichwort „Münchhausen-Stellvertretersyndom“, eine Art der Kindesmisshandlung. Die Tochter hat vor Gericht ausgesagt und Patty wandert für mehrere Jahre ins Gefängnis. Als sie wieder freikommt, hat sie Kontakt zu Rose Gold und möchte auch eine Weile bei ihrer Tochter wohnen. Hier beginnt die Geschichte.
Ab dann erfährt man beim Lesen zwei Erzählstränge aus zwei Perspektiven: Rose Gold berichtet von der Zeit während des Gefängnisaufenthalts der Mutter, von ihren Problemen in der Gesellschaft anzukommen und Menschen kennenzulernen, von dem Wunsch nach Geborgenheit und dem, was ihr genommen wurde. Die andere Geschichte erzählt Mutter Patty in der Gegenwart, wie es ist ihre Tochter zu sehen und ihr so nah zu sein.
Der*die Leser*in erfährt in beiden Geschichten viel alltägliches, nahezu unwichtiges und dann wieder kurze Einblicke in Rose Golds Kindheit und die Auswirkungen der damaligen Ereignisse.
Beide Frauen jedoch haben verborgene Gedankengänge und Pläne, man weiß lange nicht, ob Naivität, Bösartigkeit oder Absicht hinter einzelnen Handlungen stecken. Dadurch ist konstant eine beklemmende Spannung, man weiß nicht wie grausam es werden wird und weiß auch nie, welche Gräueltaten noch zu Tage kommen.
Mit dieser Spannung spielt die Autorin sehr gut, bis sich erst kurz vor Ende die Ereignisse zu einem Erzählstrang verbinden und die Auflösung noch einmal ein paar Neuigkeiten bereit hält.
Die Protagonistinnen sind eher unsympathisch, teilweise kurz sympathisch, und durch ihre ruhige Art auch angsteinflößend. Diese Naivität und der Groll werden im Hörbuch ganz wunderbar von den beiden Sprecherinnen eingefangen, die mit ihren Stimmlagen hier sehr viel bei dem*der Hörer*in auslösen.
Hoffe ich verrate damit nicht zu viel, aber es ist weniger brutal, als man es erwarten könnte, es tauchen also keine Situationen mit Gewalt oder Axt auf.
Das Cover finde ich sehr ansprechend und hübsch gestaltet, aber es wirkt so fehl am Platze im Genre „Thriller“, könnte auch zum Bereich Dark Romance passen. Zeitgleich passt es aber auch wieder zum Inhalt, weil es eben kein blutiger Thriller ist, sondern ein Psychospiel um Macht zwischen zwei Frauen.
Das Buch war spannend, unterhaltsam und mal eine Abwechslung, hinterlässt allerdings keinen bleibenden Eindruck.