Wer ist die Lügnerin?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
alinescot Avatar

Von

Nach fünf Jahren wird Patty endlich aus der Haft entlassen. Sie soll ihre Tochter Rose Gold jahrelang systematisch krank gemacht haben damit die von Patty abhängig bleibt, und auch überall sonst als aufopferungsvolle Mutter angesehen wird.
Doch nach diesen fünf Jahren sind es Rose Gold und ihr wenige Wochen alter Sohn Adam, die Patty vom Gefängnis abholen und sie bei sich wohnen lassen. Hat Rose Gold Patty etwa verziehen? Sie stößt mit diesem Verhalten bei vielen auf Unverständnis, aber steckt womöglich mehr hinter Rose Golds Gutmütigkeit?

Das Buch hat mir richtig gut gefallen, auch wenn es einige Längen hat.
Es wird immer abwechselnd aus beiden Sichten in der Ich-Form geschildert.
Bei Patty geht es meist um die Gegenwart. Sie klagt besonders über die vielen Ungerechtigkeiten die ihr wiederfahren. Wie sie von den Menschen im Ort behandelt wird zum Beispiel, denn von den meisten wird sie demonstrativ geschnitten. Oder wie man mit ihr im Gerichtssaal umgegangen ist. Sie habe nur das Beste für Rose Gold gewollt, schließlich sei die immer sterbenskrank gewesen, und der Dank seien nun die fünf Jahre Haft gewesen. Als Leser beginnt man bald an Pattys Schuld zu zweifeln. Wurde ihr vielleicht wirklich übel mitgespielt?

Bei Rose Gold gibt es immer einen kleinen Zeitsprung und sie erzählt von der Zeit, wie es ihr nach der Festnahme der Mutter ergangen ist. Rose Gold hat überhaupt keine Erfahrung mit dem Leben, nie durfte sie etwas selbst tun, sie ist völlig unselbstständig. Dazu kommt, dass jeder sie nur als Opfer wahrnimmt. Andere fragen sich, wie sie 18 Jahre lang nicht merken konnte, dass sie von der Mutter vergiftet wurde.

Immerzu war ich von beiden hin und hergerissen. Sympatisch konnte ich aber keine von ihnen finden, denn immer wenn ich anfing mich auf eine Seite zu schlagen, passierte wieder etwas das meine Meinung änderte.
Die ganze Zeit über spürt man eine Bedrohung und man weiß nie, von wem sie ausgeht. Und zwischendrin ist da der kleine Adam auf den Patty bald aufpassen darf, wenn seine Mutter arbeiten muss.

Die Längen von denen ich sprach, kamen meist bei den Monologen auf. Ich fand die oft zu lang und sie halten die Handlung auf.
Der Schreibstil an sich ist angenehm einfach, dieses Buch liest sich weg wie nichts. Und ich fand es immer so spannend, dass ich es nicht aus der Hand legen wollte. Als Psychothriller würde ich es trotzdem nicht bezeichnen, so wie es an manchen Stellen beworben wird, dafür ist es dann doch wieder zu harmlos.
Für ein Erstlingswerk nicht übel also. Ich möchte gerne mehr von Stephanie Wrobel lesen.