Wie Du mir, so ich Dir!?

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justm. Avatar

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Nachdem Patty Watts ein paar Jahre für die Mißhandlung ihrer Tochter hinter Gittern verbracht hat, reicht ihr ihre Tochter, deren Aussage sie einst überhaupt erst ins Gefängnis brachte, erstaunlicherweise die Hand zur Versöhnung: Sie nimmt sie nach der Entlassung bei sich auf und möchte noch einmal von vorn beginnen.
Während Patty sich freut ihre Tochter, Rose Gold, und dazu jetzt auch noch einen Enkel, wieder unter ihrer Kontrolle zu haben, kommt mit der Zeit die Frage auf: Hat sie wirklich die Kontrolle?

Stephanie Wrobel schreibt abwechselnd aus Sicht von Mutter und Tochter, wobei die Kapitel aus Sicht von Rose Gold auch immer ein Trip in die Vergangenheit sind.
So entblättert sich für den Leser ganz langsam und nach und nach eine Familiengeschichte der ganz anderen Art: Eine voller Lügen, Verrat und Mißhandlung.

Wem das "Münchhausen-Stellvertretersyndrom" bekannt ist, der wird beim Lesen relativ schnell "Ach ja..." vor sich hinmurmeln. Wer es nicht kennt, der wird den Namen dieses Krankheitsbildes auch erst in den Danksagungen der Autorin zu lesen bekommen. Im kompletten Buch hingegen ist es "lediglich" die Rahmenhandlung, das Grundkonstrukt auf dem die Geschichte sozusagen aufbaut, und wird als gegeben hingenommen. Es wird nicht beim Namen genannt und es erfolgt auch keinerlei Einordnung. Vielmehr werden hier die Auswirkungen aufgezeigt. Wenn diese auch, wie sollte es in einem Krimi anders sein, ziemlich drastisch ausfallen.

Wer sich vom Cover des Buches nicht täuschen lässt, passt doch der rosa-farbene Schutzumschlag mit Schmetterling eher zu einer Liebesschnulze, den erwartet ein feiner, psychologisch angehauchter Rache-Krimi, bei dem man bis zum Ende nicht weiß, welcher der Protagonistinnen man Glauben schenken soll(te), wer ein falsches Spiel spielt und wie die einzelnen Puzzle-Teile, die man im Lauf der Geschichte zusammengesammelt hat, letztendlich zu einem komplexen Gesamtbild zusammenpassen.