Bewegende Schicksale mit Leichtigkeit erzählt

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waschbaerprinzessin Avatar

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Smilja wächst in einem kleinen Dorf im kroatischen Hinterland auf, in einem Haus ohne fließend Wasser oder irgendeiner Form von Toilette, mit einem Vater, der seinen Lohn versäuft und seine Familie schlägt. Später findet sie Arbeit in Würzburg, wo sie sich in Emir verliebt und ihren gemeinsamen Sohn Alem zur Welt bringt. Da sie weiterhin arbeiten muss, ihren Sohn in der Zeit aber nicht ihrem Mann überlassen will, der sein Geld mit Diebstählen verdient, sich die Nächte gerne feiernd um die Ohren schlägt und sie betrügt, gibt sie Alem schweren Herzens in eine deutsche Pflegefamilie. Die Familie Behrens hat bereits sieben leibliche Kinder und so wird Alem zu ihrem achten Kind. Nachdem ihre Ehe durch Emirs kriminelle Machenschaften endgültig in die Brüche geht, zieht Smilja nach Frankfurt und kommt dort mit dem alkoholabhängigen und gewalttätigen Dušan zusammen. Alem verbringt den Großteil seiner Kindheit und Jugend bei seiner Pflegefamilie in Süddeutschland, Wochenenden und Ferien in Frankfurt und die Sommer in Kroatien. Wer sein leiblicher Vater wirklich war, erfährt er erst viele Jahre später.

Es ist faszinierend, mit welcher Leichtigkeit es Alem Grabovac geling, diese schwere Kost in seinem Roman „Das achte Kind“ zu verarbeiten. Er erzählt eine ergreifende Geschichte über harte Lebensumstände ohne jede Bitterkeit und in einem so klaren, authentischen und unterhaltsamen Stil, dass man das Buch nicht mehr weglegen kann. Da ich selbst in Frankfurt lebe, waren die in Frankfurt spielenden Abschnitte des Buches für mich besonders interessant, da ich die Schauplätze kenne. Ich bin der Handlung aber auch sehr gerne ins Schwäbische sowie nach Kroatien, Serbien und Italien gefolgt. Grabovac eröffnet mit seinem Roman spannende Einblicke in das Leben in Jugoslawien sowie in das Leben jugoslawischer Gastarbeiter in Deutschland in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die handelnden Personen erleiden tragische Schicksalsschläge und durchleben furchteinflößende Situationen und insbesondere Alem und seine Mutter zeigen dabei immer wieder beeindruckende Charakterstärke. Nicht umsonst ist „Das achte Kind“ in drei Teile – das Buch Smilja, das Buch Alem und das Buch Emir – geteilt. Es geht nicht nur um Alems eigene Geschichte, sondern auch um die seiner Mutter, um die Suche nach einem Vater und den Umgang mit verschiedenen Vaterfiguren im Laufe seines Lebens.

„Das achte Kind“ von Alem Grabovac ist tief bewegend, lockerleicht und spannend erzählt und absolut empfehlenswert.