Eine etwas andere Biographie

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justm. Avatar

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Alem kommt als Kind einer Gastarbeiterin in Deutschland zur Welt. Weil seine Mutter neben der Fabrik-Arbeit wenig Zeit für ihn hat und sich der Vater als Tu-Nicht-Gut entpuppt, landet er schließlich bei einer Art Pflege-Familie. Nur alle paar Wochen besucht er die Mutter und später auch deren Lebensgefährten. Während dieser bald seine gewalttätige Seite zeigt, wird irgendwann auch die heile Welt der Pflege-Familie ein wenig braun getüncht, denn der Pflegevater hat auch Jahre nach dem zweiten Weltkrieg seine damalige Ideologie noch nicht ganz abgelegt.

Alem Grabovac hat mit "Das achte Kind" einen gut geschriebenen autobiographischen Roman geschaffen, der, wie der Klappentext schon verspricht, ungeschönt und ohne Wertung die Geschichte eines extremen Aufwachsens erzählt. So weit, so richtig!

Während man dem Autor zu Gute halten muß, daß seine Lebensumstände auf jeden Fall speziell waren, und ein Buch darüber auf jeden Fall lesenswert ist, so habe ich es doch vermisst, ein wenig mehr als eine reine Abhandlung von Geschehnissen zu lesen zu bekommen. Grabovac lässt den Leser selten an seinen Gefühlen teilhaben und so wirkt es, als würde sein eigenes Leben auch an ihm lediglich vorbeiziehen - ganz ohne etwas dabei zu empfinden.
So erfährt man zwar viel über die außergewöhnlichen Umstände seiner Kindheit und Jugend, aber auf nichts wird detaillierter eingegangen. Die Jahre im Leben des jungen Alem ziehen am Leser vorbei und es passiert eine mehr oder weniger krasse Sache nach der anderen.
Eine wirkliche Verbindung zum Leser kann aber dennoch nicht aufgebaut werden, weil mir als Leser einfach eine wirkliche "Gefühlsebene" gefehlt hat.

Fazit: Wer lediglich den kurzen Abriß eines halben Lebens, eine Geschichte ohne große Gefühlsausbrüche lesen will, der ist hier gut aufgehoben. Wer allerdings ein wenig mehr Tiefgang haben möchte, der könnte wohl enttäuscht werden.