Schonungslos und berührend erzählte Biografie

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Alem ist der Sohn der kroatischen Gastarbeiterin Smilja. Smilja ist selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und kam nach Deutschland in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dort heiratete sie Emir, Alems Vater. Emir ist ein Taugenichts, ein Alkoholiker und Kleinkrimineller, der seine Familie verlässt als Alem noch sehr klein war. Der neue Lebensgefährte von Smilja, ebenfalls ein Säufer, ist gewalttätig und schlägt sie, später auch Alem. Da Smilja weiterhin arbeiten musste, gab sie Alem im Alter von sechs Wochen an Marianne und Robert in Pflege. Sie sah Alem nur noch an den Wochenenden, später noch seltener. Aus Sorge und zum Schutz ihres Sohnes erzählte Smilja, dass Emir gestorben ist als Alem klein war.

Marianne und Robert sowie ihre sieben Kinder wurden immer mehr zu Alems Familie. Sie förderten ihn und sorgten für ihn. Insbesondere Robert, aber auch Marianne, waren Nazis, antisemitisch und leugneten den Holocaust. Als Kind plapperte Alem aus Unwissenheit die Ansichten teilweise nach. Er begann sich aber mit zunehmendem Alter und zunehmender Bildung gegen seine Pflegeeltern und ihre Ansichten aufzulehnen.

In „Das achte Kind“ erzählt Alem Grabovac seine eigene Geschichte. Er ist dabei schonungslos und berichtet über die Erlebnisse in gewisser Weise distanziert und sachlich, aber an anderen Stellen auch emotional. Ich weiß nicht, ob dieses Buch ihm bei der Verarbeitung seiner Kindheit geholfen hat, aber es gehört aus meiner Sicht Mut dazu, in dieser Offenheit zu berichten.

Die Kindheit, die Alem erlebt hat und mit Sicherheit kein Einzelschicksal ist, wünscht man niemandem. Ausgewachsen mit Gewalt, der Lüge um seinen Vater, rechtem Gedankengut, zerrissen zwischen den Familien, seinen Gefühlen und dem was er erlebt hat – schön ist es zu wissen, dass er sich scheinbar von all dem emanzipieren konnte und seinen Weg gefunden hat.