Das Affenhaus

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linus63 Avatar

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Isabel Duncan ist eine Wissenschaftlerin, die mit  Bonobos, einer Schimpansenart, in einem Menschenaffen-Sprachlabor forscht. Kurz nach dem Besuch des Journalisten John Thigpen, der über ihr nicht unumstrittenes Projekt berichten will, explodiert im Institut eine Bombe, wobei Isabel schwer verletzt wird und die Affen flüchten. Isabel und John finden sie schließlich im Affenhaus ....

Clever inszeniert durch einen Besuch Johns bei Isabel im Sprachlabor mit anschließendem Interview für seine Zeitung, stellt Sara Gruen direkt zu Beginn die sympathischen Protagonisten vor und vermittelt dem Leser detaillierte und gut recherchierte Informationen über diese wirklich liebenswerten Bonobos, die ich sofort in mein Herz schließe. Dadurch ist mein Interesse am weiteren Verlauf der Ereignisse bei jeder einzelnen Figur geweckt, die von nun an in unterschiedlichen Handlungssträngen erzählt werden. Geschickt lässt die Autorin gesellschaftskritische Momente und alltägliche Ereignisse in die Handlung mit einfließen. Diese - oft gut recherchierten Tatsachen - sind häufig nur kurz angerissen, aber leider, wie z.B. die Experimente an den Schimpansen, nicht überspitzt dargestellt und regen zum Nachdenken an. Die sensationslüsternen Menschen, die ständig nach Bildern geifern, die nach Aufmerksamkeit heischende Medienmogule immer wieder liefern, erinnern in bizarrer Weise an unser tägliches Reality-TV, wodurch das Buch einen durchaus realistischen Aspekt erhält, ohne sich jedoch in ausschweifenden Abhandlungen hierüber zu verlieren.

Die ganze Story ist sehr lebendig und anschaulich erzählt und ich tauche nach wenigen Seiten in die Geschichte ab.  Isabel und John werden nicht nur in ihrer Beziehung zu den Bonobos geschildert, sondern darüber hinaus in ihrem gesellschaftlichen Umfeld mitsamt ihrer persönlichen Probleme, was den Roman sehr vielschichtig macht. Der flüssige Schreibstil vervollständigt den insgesamt sehr positiven Eindruck und lässt das Buch zu einem wahren Lesevergnügen werden.

Die Nebenschauplätze nehmen einen großen Raum innerhalb des Romans ein. Einerseits werden dadurch die Charaktere vervollständigt und damit greifbarer für den Leser, andererseits werden sie für meinen Geschmack etwas zu sehr ausgeführt. Trotz dieser Längen war ich zu keiner Zeit versucht, aus diesem Grund das Buch aus der Hand zu legen. 



Alles in allem ist "Das Affenhaus" ist ein wirklich gelungener Roman, den ich nur empfehlen kann.