Verhaltensforschung

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„Das Affenhaus“ ist ein Roman über das Verhalten von Menschen. Die sprachbegabten Affen, die Isabel Duncan in ihrem Forschungslabor analysiert, sind nur Statisten, der Aufhänger in einem Buch, in dem es um nichts anderes als um Menschen geht und darum, wie sie in verschiedenen Situationen, gestellt vor bestimmte Entscheidungen, reagieren. Da gibt es den Zeitungsjournalisten John, der in seiner Ehe mit der gescheiterten Schriftstellerin Amanda alles richtig zu machen versucht und sich in Gedanken doch immer wieder bei Isabel Duncan und den Bonobos befindet, die ihn nicht nur wegen der brisanten Story (rund um die Explosion und eine obskure Tierbefreiungsbewegung, die im Untergrund agiert), die er an seine Kollegin Cat abgeben musste, faszinieren.

Isabel Duncan, die eindeutige Hauptfigur, ist ganz klar auf „faszinierende Persönlichkeit“ hin charakterisiert worden, die an berühmte Affenforscherinnen wie Jane Goodall oder Diane Fossey erinnern soll. Sie ist auch in der Tat sehr empathisch, hat Mitleid und großes Einfühlungsvermögen für die Tiere, was sie für den Leser sympathisch macht. Als Frau ist sie uneitel was ihr Äußeres betrifft und gerade das macht sie „im Land der perfekten Zahnstellung“ (S. 182)– u.a. für John – zu etwas Besonderem. Das wird natürlich mit der Tatsache kontrastiert, dass Amanda in L.A. durch die Oberflächlichkeit der Showbranche immer mehr zu einer Karikatur ihrer selbst wird. Isabel hingegen kämpft für das Gute in einer Welt, in der die Menschen für Geld und Ruhm so einiges machen, wie z.B. die armen Bonobos in einer so schrecklichen, „Big-Brother“-artigen Fernsehsendung wie „Affenhaus“ zur Schau zu stellen. 

Es geht wie gesagt um Entscheidungen und darum, welchen Weg die handelnden Personen gehen: soll Amanda wegen eines unsicheren Drehbuch- bzw. Serienprojektes nach Los Angeles ziehen und die ohnehin schon am Scheideweg stehende Beziehung zu ihrem Ehemann aufs Spiel setzen? Soll John sich seinem inneren Drang ergeben und sich weiterhin einer Story annehmen, die er offiziell gar nicht mehr bearbeiten darf und so seinen Job riskieren? Wie wird die angeschlagene Isabel  reagieren wenn sie erfährt, dass ihr Verlobter nicht nur ihren Fisch verhungern hat lassen und sie mit ihrer Assistentin Celia betrogen hat, während sie im Krankenhaus war, sondern auch, dass er völlig anders ist als er zunächst schien? Kann sie damit umgehen sie in einem Menschen so getäuscht zu haben? Wird sie als Forscherin weitermachen und ihre geliebten Bonobos wiederfinden? Kann sie sie schließlich aus den Zwängen des „Affenhaus“-Produzenten befreien? Usw. usf. All diese Fragen werden im Lauf der Geschichte beantwortet und der Leser erfährt den wahren Charakter und die Handlungsmotive der einzelnen Figuren.

 Was ich an dem Roman zu kritisieren habe ist die Tatsache, dass die Story sehr konstruiert und zuweilen gekünstelt wirkt-irgendwie sehr „amerikanisch“. Der Tenor des Buches schwankt zwischen seinem ernsten, anspruchsvollen Thema (es geht um Affen und deren Begabungen, um ethische Fragen, Tierrechte, wie weit darf Wissenschaft, wie weit dürfen Medien gehen, etc.) und einer dramatisch-überladenen Handlung, die zuweilen an schlechte Daily-Soaps gemahnt. Das Buch ist ganz klar in Hinblick auf eine spätere Verfilmung geschrieben, was es sehr Drehbuchartig wirken lässt. Manchmal lässt das Buch auch einen Eindruck zurück, der einem wie ein groteskes Zerrrbild einer degenerierten Gesellschaft vorkommt. Soll man lachen oder weinen, wenn man das liest? Ich glaube hier war sich die Autorin nicht sicher, was sie eigentlich aussagen wollte. Ich denke das hier zuviel gewollt und letztlich nur durchschnittlich ausgeführt wurde.