Von Affen und Menschen

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regenprinz Avatar

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Nachdem ich von "Wasser für die Elefanten" bereits sehr angetan war, muss ich sagen, dass mir auch "Das Affenhaus" von Sara Gruen ausnehmend gut gefallen!

Die Figuren sind vielschichtig und liebenswert gezeichnet, die verschiedenen Handlungsstränge werden gekonnt verknüpft. Isabel Duncan, die sensible Wissenschaftlerin, die bei der Explosion des Sprachlabors schwer verletzt wird, bemüht sich verzweifelt darum, die verschwundenen Bonobos wiederzufinden und zu begreifen, wer in ihrem Leben eigentlich Freund oder Feind ist. John Thigpen, der Journalist, kämpft gleichzeitig an vielen Fronten - um seinen Job, seine Berufsehre, seine Frau und die Zukunft seiner Ehe, manchmal auch gegen die unmögliche Schwiegermutter oder andere Unbill des Alltags. Und mitunter auch mit seinen eigenen Gefühlen und Ängsten. Es hat ein bisschen was Rührendes, wie er oft durch den Alltag stolpert und in unmögliche Situationen gerät, doch ist er genau derjenige, der für Isabel und die Affen am Ende etwas bewirken kann. Und auch für seine Frau Amanda, die in die Fänge Hollywoods gerät und beinahe aus der Spur gerät ...

Alles, was ich in diesem Buch über Bonobos erfahren habe, war mir neu - ich fand es spannend und hochinteressant. Und äußerst gekonnt, wie die Autorin das offene, ungekünstelte Verhalten der Affen zeigt, um wenig später das peinliche Benehmen der Menschen dagegenzustellen. Während die einen ihre behaarten Körper liebkosen und fröhlich herumtoben, rasieren sich die anderen die unsichtbarsten Härchen ab, lassen sich Botox unter die Haut spritzen und stöckeln auf 12cm-Absätzen herum. Eindrucksvoll auch, wie die Affen zwar durchaus diversen Versuchungen an Leckereien erliegen, aber auf Alkohol, Gewalt und Pornographie keineswegs so reagieren wie erwartet oder von den Medienmachern erhofft. Für mich steckt in diesem Buch eine Menge Gesellschafts-, Wissenschafts-, Medien- und Literaturkritik, verpackt in eine überzeugend spannende und runde Geschichte.

Sprachlich wohltuend schlicht, aber nie gewöhnlich, insgesamt eher still und leise erzählt Sara Gruen. Den roten Faden verliert sie nie, auch wenn sie oft unvermutet abschweift, um ihre Geschichte mit kleinen Details auszuschmücken und auch ein paar Nebenfiguren zu beleuchten. Ich mag diese Eiegnart von ihr ebenso wie ihren Erzählstil. Dass am Schluss die "Bösen" überführt und bestraft und die "Guten" belohnt werden, mag vielleicht ein typisch amerikanisches Ende sein, aber ich fand es sowohl stimmig als auch schön. Die Schattenseiten unserer Zivilisation werden so im Buch gezeigt, aber eben auch das Fünkchen Hoffnung.

Das Nachwort der Autorin, in dem sie ihre persönlichen Erlebnisse mit den Affen kurz anreißt, fand ich sehr interessant. Und ich finde, es ist Sara Gruen wirklich gelungen, ein ganz besonderes Buch zu schreiben, in dem ihre persönlichen Erfahrungen mit den Bonobos durchklingen. Danke, dass ich es vorablesen durfte!

Fazit: Toller Roman, absolut empfehlenswert!