Beeindruckende Geschichte

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In einer Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nebeneinander in benachbarten Tälern existieren, begleiten die Lesenden die junge Odile Ozanne ab ihrem 16. Lebensjahr. Im Buch geht es nicht nur um Odiles Leben, ihre Entscheidungen und den frühen Verlust ihres Jugendfreundes. Über allem steht das Konzept der parallelen Zeiten in den identischen Tälern, die jeweils 20 Jahre auseinander liegen und zwischen denen ein striktes Reiseverbot herrscht.

Die Handlung um Odile ist die Geschichte einer jungen Frau, die aus ihrem geplanten Leben gerissen wird als ihr Freund stirbt. Der Autor beschreibt die Gefühle und Gedanken der jungen und der älteren Odile sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Ihre Zerrissenheit zwischen der Erhaltung des Systems und der Traurigkeit über ihren Verlust bestimmen ihr ganzes Leben. Sie umgibt die ganze Zeit eine enorme Einsamkeit und Melancholie.

Gleichzeitig zur Handlung erfahren die Lesenden immer mehr über die spezielle Welt, in der Odile lebt. Es bleibt weitgehend unklar, in welcher Zeit die Handlung etwa spielt und wo diese Welt liegen könnte. Sie wirkt eher einfach, es gibt keine Smartphones oder Computer. Die Kommunikation zwischen den Tälern und Zeiten erfolgt über Briefe. Die starren Regeln zum Kontakt mit den anderen Seiten dienen dem Schutz von Vergangenheit und Zukunft und sollen Paradoxa vermeiden. Besuche sind nur verkleidet und auf Antrag mit gewichtigen Begründungen erlaubt. Der Autor hat sich sehr umfangreiche Gedanken um das Konzept der Zeitreisen und der Konsequenzen gemacht und überträgt dies immer wieder in philosophische Betrachtungen innerhalb der Handlung. Besonders die Tatsache, dass Zeitreisen in dieser Welt zu Fuß in einem Tagesmarsch möglich sind ohne große Technik oder ausgeklügelte Apparate ist sehr faszinierend.

Durch den mitreißenden und empathischen Schreibstil des Autors habe ich die ganze Zeit mit Odile mitgefühlt, die oft Pech hatte oder der übel mitgespielt wurde. Es ist kein Buch, das sich schnell weglesen lässt, aber mit Sicherheit noch eine Weile nachhallt.