Ein perfekter Roman

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lisakira Avatar

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Es ist wirklich schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich dieses Buch geliebt habe!

Regelmäßig habe ich mich beim Lesen gefragt, wie man derartig gut schreiben kann. WIE schafft ein Autor es, genau richtig zu entscheiden, was gesagt und beschrieben werden muss und was nicht?! Wie trifft er genau die richtige Erzählgeschwindigkeit? Auch die Übersetzung ist sehr zu loben. Die Sprache ist kristallklar und lässt alles an der Geschichte so lebendig werden.

Und die Geschichte ist GENIAL. Buchstäblich. Der Autor ist Philosophieprofessor und man merkt, dass er Logiklücken nicht akzeptiert hätte. Das Thema Zeitreisen hat mich schon lange fasziniert und hier wird es so... lebensnah und zugleich poetisch und zugleich komplex verarbeitet.

Die erfundene Welt des Tals (und des anderen Tals... und des ANDEREN Tals... ) steht mir immer noch so glasklar vor Augen, inklusive der verschiedenen Charaktere... Die Ich-Erzählerin ist eine ganz besondere Romanfigur. Dass es bei all den unzähligen bereits erzählten Geschichten überhaupt noch möglich ist, so eine originelle Figur zu erfinden! Und ich liebe es, dass der Autor eine Figur erfunden hat, zu der Marketing-Experten bestimmt gesagt haben, dass sich dafür aber schlecht eine Zielgruppe finden lässt... denn sie ist zwar eine Frau, aber irgendwie auch etwas genderfluide, würde ich sagen. Ich finde den Text sehr feministisch, im besten Sinne. Ein weiteres Detail, das mich beeindruckt - dass der Autor es schafft, sich so sehr in eine Frau einzufühlen.

Die Geschichte lässt einem jedenfalls immer wieder den Atem stocken. Einfach genial aufgebaut und erzählt. Und wenn man möchte, kann man bei und nach dem Lesen ausgiebig über Fragen nachdenken wie: Gibt es Schicksal? Könnte ich in der Zeit zurückreisen, um einen Toten nochmal zu sehen - würde ich es tun? Würde ich es wollen? Warum / warum nicht? Habe ich meine Zukunft in der Hand? Verhalte ich mich meinem Zukunfts-Ich gegenüber verantwortungsvoll? Und so weiter, und so weiter.

Ich hoffe, dass es meinem Zukunfts-Ich vielleicht vergönnt ist, auch irgendwann einmal so einen großartigen Text zu verfassen wie "Das andere Tal".