Faszinierender und beklemmender Roman

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insel Avatar

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Odile ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter in einer Stadt im Tal, das ein besonderer Ort ist, denn dieser existiert zeitversetzt 20 Jahre später exakt gleich noch mal. Menschen können die Grenze nur in Ausnahmefällen überschreiten. Odile geht noch zur Schule und muss nun einen Beruf ergreifen. Sie soll laut Willen ihrer Mutter sich für das Conseil bewerben, dass ist das Amt welches darüber entscheidet, wer die Grenzen überschreiten darf.
Ich lasse mich gerne mal auf Experimente, was Bücher betrifft, ein und die Bücher aus Diogenes Verlag sind meist ein Garant für interessante Lektüre.
Dieses Mal bin ich völlig überrascht worden, denn der Autor hat es geschafft mich zu begeistern, obwohl er es mir mit seinen Protagonisten, die nicht unbedingt Sympathieträger waren bis auf Ausnahmen und ich zudem das gesamte Buch eine Distanz zu ihnen behielt, nicht leicht gemacht. Ich bin zu Odile ins Tal gereist und über die Zeit selber wurde nicht gesprochen.... es gab Autos, kein Internet und die Prügelstrafe. Was mich jedoch fasziniert hat und zugleich auch abgestoßen hat, war das System, in dem die Figuren lebten, denn es herrschte "Zucht und Ordnung" und außer der ersten Schwärmerei /Verliebtsein gab es fast nur negative Gefühle oder es wurden gar keine gezeigt. Odile und ihre Prüfungen, die sie für eine Ausbildung als Conseil zu bestehen hatte, hatten es in sich und ließen mich sehr nachdenklich zurück. Der Roman hat Zeitsprünge, die heftig waren, aber das ganze Ausmaß an Bestimmung durch das System aufzeigten.
Es definitiv kein leicht zu lesender Roman, aber ein Roman, der mich zum Nachdenken anregte. Die sprachlichen Bilder, die der Autor hinaufbeschwört sind wundervoll und zeigen oft eine gewisse Leichtigkeit, ganz im Gegensatz zum Inhalt, was ich überaus gelungen halte. Der Roman deprimierte mich inhaltlich über viele Seite, denn er schilderte für mich viele grauenvolle und trostlose Szenen, dann wiederherum zeigte er den Mut und die Willenstärke einzelner Protagonisten.
Ein ganz besonderer Roman, der fünf Sterne verdient hat.