Faszinierendes Gedankenspiel

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"Das andere Tal" ist der Debütroman des Autors Scott Alexander Howard, wirkt aber eher wie ein Klassiker, den man einmal in der Schule gelesen hat.
Die Handlung ist einfach und dennoch ungewöhnlich: Die Protagonisten Odile lebt zusammen mit ihrer Mutter in einem Tal, welches an exakt gleiche Täler angrenzt, die jedoch jeweils 20 Jahre zeitversetzt sind. Man kann also sowohl in die Vergangenheit als auch die Zukunft reisen. Wer, wann und ob überhaupt durch die Zeit reisen darf, wird jedoch nach strengen Richtlinien entschieden und darf nur begrenzt und in Begleitung stattfinden. Die Entscheidungsinstanz ist das Conseil, bei welchem sich die junge Odile am Anfang der Geschichte bewirbt. Gleich zu Beginn wird Odile mit der Frage konfrontiert, in welche Richtung - also welche Zeit - sie reisen würde, wenn sie könnte. Und damit beginnt auch ein faszinierendes Gedankenspiel für uns Leser:innen, welches sich durch den Roman zieht.
Die Schreibweise von Howard empfand ich als angenehm und relativ leicht zu lesen. Man taucht direkt in die Lebens- und Gedankenwelt der Figuren ein und hat das Gefühl, sie dicht auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Ungewöhnlich fand ich auch das Erzähltempo, wobei dieses irgendwie auch die Geografie der Täler etwas spiegelte: mal wird alles ganz detailreich erzählt, man hat das Gefühl, Odile in Echtzeit zu begleiten und an anderen Stellen gibt es wiederum schnelle Sprünge und Lücken. Hier muss man als Leser:in vielleicht etwas reinfinden; ich hatte stellenweise Schwierigkeiten im Lesefluss zu bleiben und größtenteils wiederum konnte ich kaum aufhören zu lesen.

Insgesamt würde ich das Buch als gelungenen Debütroman einordnen, der ein paar gute Denkanstöße gibt, sofern man sich damit auseinandersetzen möchte. Die Atmosphäre im Buch ist eher bedrückend und trist. Als heitere Lektüre empfiehlt sich der Roman also eher nicht, aber wenn man sich auf den Tiefgang einlässt, ist das Buch sehr bereichernd.