Interessant

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mike nelson Avatar

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Interessant. Durchaus. Wer würde nicht gerne einmal ein Ereignis aus seiner Vergangenheit ungeschehen machen, mit dem Ziel, dem Leben dann einen entsprechend anderen Verlauf zu geben. Oder auch um Jahre nach vorne schauen können, um eine Idee von der eigenen Zukunft zu bekommen. Scott Alexander Howard verlangt seiner Leserschaft in seinem ersten Roman "Das andere Tal" einiges ab. Beginnend mit der Grundvoraussetzung für die Geschichte: Es existieren identische Täler nebeneinander, mit denselben Bewohnern... mit dem Unterschied, dass das jeweils östlich gelegene Tal in der Zeit 20 Jahre fortgeschritten ist, das jeweils westlich gelegene 20 Jahre hinter der Zeit liegt. Die Leser:innen erfahren aber an keiner Stelle etwas über mögliche Gründe. Die Täler sind streng voneinander abgegrenzt mittels bewachter Zaunanlagen, um Übertritte - die könnten nämlich Veränderungen bewirken - zu verhindern. Aber es gibt Ausnahmen, wenn nämlich jemand einen besonderen Grund hat, ein anliegendes Tal zu besuchen, dann entscheidet eine Kommission über den zu stellenden Antrag (ein wenig kafkaesk). Und die junge Protagonistin Odile hat einen Grund, nämlich den Tod eines Klassenkameraden, in den sie sich verliebt zu haben scheint. Der Autor verwendet viele Seiten dafür, zu erläutern, wie es sich mit den Anträgen, der Beurteilungskommission und der Ausbildung zu einem angesehenen Kommissionsmitlied verhält - deshalb hat der Roman einige Längen, weil wenig passiert. Die Geschichte ist immer dann gut, wenn der Autor nicht erklärt, sondern erzählt. Und damit belohnt das letzte Drittel des Buches. Und dennoch - aus dem Gedankenspiel des Zeitebenenwechsels mit all seinen Konsequenzen hätte man mehr rausholen und auch etwas mehr für den Spannungsbogen tun können.