Sehr spannend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
leasophia Avatar

Von

Ich fand es sehr interessant, vor allem die philosophische Idee dahinter.

Der Autor ist ein amerikanischer Philosoph und dies ist sein erster Roman, auf den auch schon eine Option als Verfilmung als Serie gezogen wurde. Das kann ich mir auch ganz plastisch vorstellen, denn der ganze Roman ist sehr bildhaft erzählt, so dass man die einzelnen Szenen deutlich in seinem Kopf sieht. Aber das ist ja eh, das schöne am Lesen, jeder macht sich seinen eigen Film.

Worum geht’s:

Wir befinden uns in einem Tal in den Bergen. Und im Westen und Osten befinden sich genau die gleichen Täler, aber zu anderen Zeitpunkten. Das westliche ist 20 Jahre in der Vergangenheit und das westliche 20 Jahre in der Zukunft. Die Grenzen sind scharf bewacht und man darf die Grenzen nur aus ganz besonderen Gründen übertreten. Wir bekommen die Geschichte präsentiert aus der Sicht der jungen Odile, die im letzten Schuljahr ist und sich für die Berufswahl entscheiden muss. Ihre Mutter hätte gerne, dass Odile sich für das Conseil bewirbt, das ist die Stelle, die über die Grenzgänge entscheidet.

Dazu muss man aber ein ganz spezielles Auswahlverfahren bestehen, das sehr schwierig ist, aber Odiles Mutter hält ihre Tochter für klug genug, dieses zu schaffen. Ihr Lehrer stellt Odile die Bewerbungsaufgabe: Wenn Du dich entscheiden könntest, in welche Richtung würdest du gehen, in die Zukunft oder in die Vergangenheit? Mit ihrem Essay überzeugt sie ihren Lehrer und wird zu Auswahlverfahren zugelassen. Dadurch schafft es Odile, die bisher eine Außenseiterin war, endlich in Kontakt mit Gleichaltrigen zu kommen und baut zarte Freundschaftsbande auf zu einem Jungen auf….

Break, ich darf ja nicht spoilern, ihr sollt das Buch ja selber lesen…

Der 2. Teil zeigt uns Odile 20 Jahre später. Sie hat einen ganz anderen Beruf, als wir uns das aufgrund des 1. Teils eigentlich vorgestellt haben. Die Konsequenz hat sich ergeben aus dem Ende des 1. Teils und scheint nur folgerichtig. Mit einer nach außen gerichteten Härte macht Odile ihre Aufgabe, auch wenn sie im Innersten darunter leidet.

Wie man sich vorstellen kann, geht die Sache nicht gut aus, aber nicht jedes Buch braucht ein Happy End. Mich hat dieses Buch lange beschäftigt, und ich habe es für diese Besprechung noch ein 2. Mal überflogen. Dabei sind mir auch schon im 1. Teil Verweise auf den 2. Teil aufgefallen, die ich beim ersten Lesen einfach noch nicht kennen konnte.

Für mich ist das ein perfektes Buch für Menschen, die Spass an Gedankenexperimenten haben und sich beim Lesen gerne mit moralischen Entscheidungen beschäftigen. Wer z.B. von Herve Le Tellier: Die Anomalie begeistert war, findet auch hier sehr guten Lesestoff.