Spannende und gut genutze Idee

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jersy Avatar

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Da „Das andere Tal“ wie ein Coming of Age Roman mit leichtem Phantastikanteil klang, hatte ich die Befürchtung, dass mir der Science Fiction Aspekt, die verschiedenen Täler, zu kurz kommen würde. Erfreulicherweise spielt die Welt, in der dieser Roman angesiedelt ist, aber eine recht große Rolle und beschäftigt Odile sowohl beruflich als auch, unfreiwillig, privat. Da der Großteil des Buches aber sehr realitätsnahe Situationen zeigt, sollte es sowohl für Leser von Genre- als auch von Gegenwartsliteratur funktionieren. Die Liebesgeschichte, wenn man sie überhaupt so nennen will, ist sehr sanft und süß erzählt und störte auch mich, als bekennenden Romance-Hasser, überhaupt nicht.

Die Struktur der Geschichte hat für mich richtig gut funktioniert. So begleitet man Odile in der ersten Hälfte dabei, Freundschaften zu schließen und in ihrer Ausbildung über die Richtlinien, die Besuche zwischen den Tälern regeln, zu lernen, während man in der zweiten - 20 Jahre später - die Folgen der Entscheidungen, die sie damals getroffen hat, erlebt. Dabei empfand ich es als ruhigen, aber keinesfalls langatmigen Roman.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich den Figuren nicht nah genug kam, obwohl es einige gab, die ich wirklich spannend fand. Odiles Mutter, Raimond etc. – da gab es eine Art von Tiefe, trotzdem habe ich mich immer zu weit weg gefühlt und der Schreibstil schaffte es nicht, große Emotionen in mir auszulösen. Das war sicher Absicht, da Odile sich auch distanziert und allein vorkommt, trotzdem nahm mir diese Entscheidung etwas Lesespaß. Auch das Fehlen von Anführungszeichen bei Dialogen sollte ich zumindest einmal erwähnen, auch wenn es mich nicht groß störte.

Insgesamt gibt es hier ein interessantes Setting, das zu genau den richtigen Teilen mysteriös bleibt und erkundet wird und einen Stil, der hübsch, ruhig und mir ein bisschen zu distanziert ist.