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néeastern Avatar

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Das Antiquariat am alten Friedhof hat auf dem Papier alles, was ein spannendes historisches Mystery-Abenteuer verspricht: das Leipziger Graphische Viertel, okkulte Bücher, Freundschaft, Verrat, zwei Zeitebenen (1930 und 1945) und eine düstere Atmosphäre. Leider bleibt der Roman hinter diesen Möglichkeiten weit zurück.

Schwächen:
• Handlung: Die Geschichte wirkt überfrachtet und zerfahren. Zwei Zeitebenen sollen Spannung erzeugen, führen aber nur zu Verwirrung. Wichtige Wendungen werden überhastet abgehandelt, während scheinbar dramatische Ereignisse kaum Gewicht bekommen. Das Versprechen von okkulten Geheimnissen und Bücherdieben wird kaum eingelöst.
• Charaktere: Die Figuren sind flach und stereotyp: gelangweilte Söhne aus gutem Haus, mysteriöse Schwester, verschollene Freunde. Ihre Motivationen bleiben oberflächlich, echte emotionale Bindung entsteht nicht. Eva und Felix wirken austauschbar, ihre inneren Konflikte werden bestenfalls angedeutet.
• Atmosphäre: Trotz Meyers bekannter Fähigkeit, Leipzig stimmungsvoll zu zeichnen, wirken die Beschreibungen hier eher klischeehaft und wenig packend. Die Stadt und die Buchwelt bleiben Kulisse ohne echte narrative Integration.
• Spannung & Logik: Viele Ereignisse sind vorhersehbar, gleichzeitig fehlt die dramaturgische Stringenz. Plots und Intrigen verheddern sich, statt Spannung zu erzeugen.

Fazit:
Ein Roman mit ambitioniertem Setting und interessantem historischen Ansatz, der jedoch durch flache Charaktere, unlogische Handlung und überladene Struktur enttäuscht.
Für Fans von Kai Meyer ist er vielleicht noch unterhaltsam, für alle anderen bleibt es ein zäher, wenig befriedigender Lesestoff.