Bücherdiebe in düsteren Zeiten

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regenprinz Avatar

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Auf Kai Meyers neuen Roman und eine Rückkehr in das geheimnisumwitterte Graphische Viertel in Leipzig habe ich mich sehr gefreut, zumal ich die bisherigen Bände sehr fesselnd fand. Die Atmosphäre der jeweiligen Schauplätze ist wieder großartig eingefangen, egal ob das zerstörte Nachkriegsleipzig, eine Klosterbibliothek auf der griechischen Insel Patmos oder eine Villa im sonnigen Italien.

Allerdings habe ich mir etwas schwer damit getan, mit den Hauptfiguren des aktuellen Bandes warm zu werden, vielleicht weil ich die männlichen Mitglieder des Club Casaubon, die sich regelmäßig in Vadims Antiquariat treffen, allesamt nicht sonderlich sympathisch fand, auch nicht Felix, die zentrale Figur. Eva, die Schwester von Eddie, der zum besagten Club gehört, stößt erst später zur Gruppe. Ihre persönliche Geschichte und Entwicklung ist meiner Meinung nach die faszinierendste im Buch.

Ansonsten haben mir manche der historischen Details sehr gut gefallen, z.B. der Aufenthalt Aleister Crowleys in Leipzig oder die Beschreibung des Lazarettzuges. Im Kern dreht sich die Geschichte um okkulte alte Bücher und mysteriöse Gegenstände, um Diebe und Spione unterschiedlicher Nationalitäten sowie die Suche nach einem Serienmörder, der Hinweise auf Hoffmanns Hand hinterlässt. Außerdem tauchen einige aus früheren Bänden bekannte Figuren wieder auf. Wie diese in die neue Handlung eingebettet sind, fand ich gelungen.

Wenn mich der Roman auch nicht ganz so begeistert und überzeugt hat wie die Vorgänger, bietet er dennoch spannende Unterhaltung und viel Atmosphäre.