Poetischer Blick in die Welt dunkler Mächte und Bücher

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irislobivia Avatar

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Eher zufällig bin ich über Kai Meyer und den Roma den Roman „Das Antiquariat am alten Friedhof“ gestolpert. Kai Meyer sagte mir bis dahin gar nichts und hatte doch schon über 70 Romane geschrieben, bevor ich das erste Mal von ihm las.
Was mich sofort fesselte, war das Cover. Noch verblüffter war ich, als ich vom Graphischen Viertel in Leipzig, der Stadt der Bücher, las, in der ich in meiner Jugend fünf Jahre meines Lebens verbrachte. Regelmäßig saß ich dort nicht nur in den Lesesälen der Uni Leipzig, sondern auch der Deutschen Bücherei, die heute den stolzen Namen „Deutsche Nationalbibliothek“ trägt, später beantragte ich dort ISBN-Nummern für archäologische Neuerscheinungen und blieb der Welt der Bücher über Jahrzehnte verbunden. Vom Graphischen Viertel aber hatte ich bis dato zu meiner Schande noch nie gehört. Sofort war ich elektrisiert und wollte mehr über das Viertel wissen, das einst über 2.000 Buchhandlungen, Druckereien und Verlage beherbergte und sich im grauen Nebel der Fabriken versteckte. In den 1940er-Jahren wurde es durch zwei Bombenangriffe fast vollständig zerstört. Kai Meyer schließlich hat es aus dem Nebel des Vergessens gerissen – auf eine großartige, sehr poetische Weise.
Der Roman hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Zeitebenen, die erst unvermittelt wirken, sich am Ende aber doch zu einem sehr stimmigen großen Ganzen zusammenfügen. Kai Meyer versteht es, den Finger mit einer satirischen Leichtigkeit in die Wunde der Gesellschaft zu legen.
Ein großartiges Buch: aufwendig recherchiert, in wunderbaren poetischen Bildern geschrieben, über die ich noch immer staune. Ein Netz aus Lügen, Verrat und gefährlichen Büchern – die Geheimnisse des Graphischen Viertels