ein passives Leben

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aurelia23 Avatar

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Sowohl der Klappentext als auch das äußerst nichtssagende Cover hatten mich nicht gerade mit großer Vorfreude erfüllt, ich fing an zu Lesen und erwartete einen eher sperrigen und abgehobenen Text.

Der zurückgezogen lebende Erzähler berichtet in einer Mischung aus Realität, Phantasien und Rückblenden von seiner unerfüllt gebliebenen Jugendliebe. Nun, Mitte 50, kommt für ihn ein möglicher Wendepunkt im Leben, er nimmt Kontakt zu Franziska auf...

Seine Arbeit als Archivar bei einer Zeitung ist obsolet geworden, als Arbeitsloser jedoch pflegt er weiterhin akribisch seine Akten und hält somit sein ereignisloses Leben in vertrauten Bahnen. Als Leser erleben wir wie er sich plötzlich verändert, vorsichtig ausbricht und vielleicht zum ersten Mal seit seiner Jugend nicht nur passiv sein Leben an sich vorbeiziehen lassen möchte.

Mich hat der Roman sehr berührt, durch die schöne und präzise Sprache und durch den fehlenden Selbstmitleid seinerseits.

Ich erwartete einen extremen Freak, unnahbar und unsympathisch und bekam stattdessen einen verletzlichen Mann mit verschiedenen Facetten präsentiert. Einen Menschen wie er sicherlich zu tausenden in unser aller Mitte lebt.

Ein leises Buch welches noch länger in mir nachklingen wird.