Die Geschichte einer starken Frau - erfrischend anders

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
nordwind Avatar

Von

Blätter wirbeln von den Dächern und erwecken den Eindruck als würden goldene Münzen auf Sarah herabregnen. Das Cover von „Das Auktionshaus“ ist sehr gut gewählt, spiegelt sich doch „Der Glanz Londons“ in den goldenen Blättern und den schönen Stadtvillen wieder. Und genau dorthin will Sarah und zwar mit aller Macht! Doch wer sollte ihr verdenken, dass sie die eine Chance, die sich ihr bietet, um Hunger, Kohlestaub, ihrem versoffenen Stiefvater und bitterster Armut zu entkommen, gnadenlos nutzt um „nach oben zu kommen“. Und so ist die gefundene Brosche von Lady Sudbury ihre Eintrittskarte in die feine Gesellschaft Londons. Sarah nimmt das unglaubliche Angebot als Gesellschafterin in die Dienste von Lady Sudbury zu treten an. Eine anstrengende Ausbildung in Fremdsprachen, gesellschaftlicher Etikette und Historie erwecken bei Sarah ein Gespür für Kunstschätze und ermöglichen ihr eine Anstellung und eine erfolgreiche Karriere in einem der angesagtesten Auktionshäuser Londons.

Erfrischend anders als in anderen Romanen über starke Frauen im beginnenden 20. Jahrhundert, lässt Amelie Martin ihre Protagonistin nicht mit „einem goldenen Löffel im Mund“ zur Welt kommen. Und so könnte schon das zufällige Zusammentreffen Sarahs mit ihrem betrunkenen Bruder im Arbeiterviertel Soho oder ein heimlicher Kuss mit einem verheirateten Earl dafür sorgen, dass sie ihre Anstellung im Auktionshaus verliert. Die Autorin beschreibt sehr eindringlich diesen Konflikt einer taffen, ehrgeizigen jungen Frau, die ohne Unterstützung einer einflussreichen Familie, sich in einer Männerwelt beweisen muss. Wobei der Leser bis zum Schluss nie genau weiß, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und ich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite kaum aus der Hand legen mochte. Amelie Martin schreibt dabei so lebendig und eindrucksvoll, dass man den Kohlestaub auf den Lippen spürt oder sich im nächsten Moment in den eindrucksvollen Kunstschätzen des Auktionshauses verliert. Wobei der kunsthistorische Sachverstand die Autorin dem Roman sehr gut tut.

Sarah, die sympathische Hauptfigur der Geschichte ist mir beinahe zu einer guten Freundin geworden. Mal freue ich mich mit ihr ob des Glücks, wie sich ihr Lebensweg entwickelt hat, mal hadere ich mit ihr ob ihres Schicksals und möchte sie einfach nur in den Arm nehmen und trösten, um sie beim nächsten Mal ob ihrer „falschen“ Entscheidungen einfach nur zu schütteln.

Fazit:
Mit „Das Auktionshaus – der Glanz Londons“ ist Amelie Martin ein guter Auftakt Ihrer Auktionshaus-Geschichte gelungen. Wer einen spannenden, erfrischend anderen Roman über eine starke Frau in den schwierigen Zeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts lesen möchte, ist bei „Das Auktionshaus – der Glanz Londons“ sehr gut aufgehoben. Einen Cliffhanger gibt es dennoch: Das unerwartete Ende des Romans lässt viel Raum für Spekulationen und mich spannend wartend auf den zweiten Teil der Auktionshaus Geschichte zurück.