Liest sich so weg

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
kalli Avatar

Von

Sarah kommt aus einfachsten Verhältnissen und wächst in London zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Sie träumt davon, aus dem Mief, der Not, den Sorgen zu entkommen und Theater und Oper zu sehen. Sarah hilft im Schneideratelier aus, in dem ihre Mutter als Näherin schuftet, und lernt so Lady Sudbury kennen - Ihre Chance auf ein besseres Leben.
Amelie Martin zeichnet in diesem Buch eine Gesellschaft nach, die es so über lange Zeit in Europa gegeben hat: das Abrackern der Unterschicht, um das eigene Überleben zu sichern, um die zahlreichen Kinder irgendwie durchzubringen; die Perspektivlosigkeit junger Leute aus einfachen Verhältnissen, aus eigener Kraft ein einfacheres Leben zu erreichen; die Verschwendungssucht und Eitelkeit der Reichen. Gleichzeitig - wie kann es anders sein- wird der Ausbruchsversuch Sarahs aus dieser Welt geschildert. Dafür bekommt die Romanheldin alle notwendigen Stärken auf den Leib geschneidert: sie ist hübsch, klug, mutig, aufopferungsvoll, sparsam, stark, wissbegierig und alles andere, was eine junge aufstrebende Frau halt so braucht, um die Sympathien auf sich zu ziehen.
Das macht es sehr leicht, mit Sarah mitzufiebern und der Roman liest sich so weg. Gleichzeitig wird die Geschichte dadurch leicht austauschbar, da Sarahs Persönlichkeit etwas eindimensional bleibt - Sarah hätte gerne etwas mehr Charakter und Schwächen zeigen dürfen!