Ein Traum, der zum Alptraum wurde

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dicketilla Avatar

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Schon der Prolog lässt auf einen sadistischen Täter blicken. Ein kleiner Junge ist barbarischen Spielen, wie er es nennt, ausgesetzt. Besonders wenn es um Kinder geht, ist man mehr sensibilisiert und kann diese Schilderungen kaum ertragen.

Der Leser lernt die unterschiedlichsten Personen kennen, jeweils durch ein eigenes Kapitel nähergebracht. Da ist Rosa, die den Stoffwechsel der Bäume, in deren Unterschied der Verwesung verschiedener Tierarten erforscht. Bei Grabungen auf Knochen stößt, die menschlich sind, danach allerdings etwas anders mit ihrem Fund umgeht, wie es sich eigentlich gehört.

Henrik, seine Frau Nora und ihr Sohn Fynn beziehen ein Haus in Västernorrland, welches Henrik von seinem Großvater geerbt hat. Als Kind war er oft in den Ferien dort, nur ist es jetzt ein heruntergekommenes Haus, vom Bullerbysyndrom wenig zu spüren.

Eine wichtige Person der Handlung ist Marla, die ihr Nest in den Baumkronen einer Esche unfreiwillig als ihr Zuhause benennen muss. Und wenn der Mann die 32 Stufen zu ihr hochsteigt, es nie etwas Gutes für sie bedeutet.

Dann verschwindet der kleine Fynn, und die Suche beginnt, wobei die Eltern emotional an ihre Grenzen kommen. Besonders Henrik wird von Erinnerungen heimgesucht, die seine Frau als Geschichten abtut, ihm wenig Glauben schenkt.

Das Buch ist in drei Teilen unterteilt. Jeder Teil wird mit einem Zitat aus dem Buch "Ronja Räubertochter" von Astrid Lindgren eingeleitet, was mir sehr gut gefiel. Jede Person erzählt ihre Geschichte, die sich am Ende aus ihrer Verwirrung langsam zu einem Gesamtbild fügt. Die Autorin hat ihre Handlung geschickt mit vielen Hinweisen gespickt, die den Leser ständig in eine andere Richtung lenkt. Ihre Charaktere sind überschaubar und bildhaft gestaltet. Das Buch liest sich gut und treibt durch ihre spannungsgeladene Schreibweise immer mehr in die Handlung hinein. Nur dem Ende zu überschlagen sich die Ereignisse, was ich in ihrem Buch "Wolfskinder" schon als zu viel des Guten empfand. Aber vielleicht ist es die Art der Autorin, ihre Geschichten so enden zu lassen. Dennoch fühlte ich mich unterhalten, und die unterschiedlichsten Gefühle vermochte die Autorin anzusprechen. Eine Geschichte, die beim nächsten Waldspaziergang sicher Emotionen erweckt.