Gewollte Provokation, die schnell verpufft

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klaus_bücherfan Avatar

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Autor Björn Vedder legt mit „Das Befinden auf dem Lande - Verortung einer Lebensart“ kein Sachbuch, keinen Roman, auch keinen Essay vor. Es ist ein Buch aus persönlicher Sicht, basierend auf eigenen Erfahrungen des Lebens auf dem Land und in der Stadt. Der Autor zieht zwar philosophische Erklärungen für bestimmte Verhaltensmuster, die er Stadt oder Land zuordnet, heran, aber dies ist für das Buch doch eher nachteilig. Wenn hierdurch ein objektiver Anstrich erreicht werden soll, geht dies fehl. Das Buch ist unterhaltsam, gut geschrieben, bedient aber die typischen Klischees, z. B. dass die Bevölkerung auf dem Land tendenziell politisch deutlich rechter sei als in der Stadt. Gründe werden zwar genannt, aber zum Beispiel findet sich der logische Schluss, dass in Städten deutlich mehr Studierende leben, die bestimmte Überzeugen aus dem jungen Lebensstil haben (kann sich ändern!) und eher weniger konservativ sind. Gut sind Sätze gelungen wie „Von der Gesellschaft in die Gemeinschaft“, die das sozial Engere im Dörflichen treffend beschreibt. Allerdings wird dies überwiegend wertend ins Negative getan, was jedem/jeder zusteht getan. Insgesamt wird die Bevölkerung auf dem Land als tendenziell provinziell und „gemein“ beschrieben, aber auch als hilfsbereit.
Als ein Mensch, der Stadt und Land als Lebensmittelpunkt kennt, würde ich sagen, die Unterschiede sind kleiner als im Buch dargestellt. Klar, die Stadt ist anonymer als das Dorf. Es gibt mehr Restaurants, Kultur usw. Aber auch das Land hat seine Vorzüge. Hieraus Charaktere im allgemeinen abzuleiten, scheint wenig sachgerecht. Aber das Buch soll auch wohl eher einen satirischen Blick auf unsere Gesellschaft werfen.
Insgesamt daher eher unterhaltsam und nicht ganz ernst zu nehmen.