Sozialstudie oder Schwarzmalerei?

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lamanü Avatar

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Dass das Leben auf dem Land ein anderes ist als in der Stadt, dürfte niemandem neu sein. Wie sich der Umzug ins ländliche Idyll für einen städtischen Akademiker und seine Familie anfühlt, dürfte jedoch vielen neue und humorvolle Einblicke in eine unbekannte Welt gewähren.

Björn Vedders Einblicke generieren von Anfang an eine Trennung von «Denen und uns». Das liegt zwar in der Natur der Sache eines solchen Erfahrungsberichtes, hinterlässt aber oft auch einen leicht schalen Nachgeschmack. Dies liegt wohl auch sehr stark daran, dass seine Vergleiche mal mehr mal weniger auch an Wertungen darüber gekoppelt sind, was als gut und was als bedenklich zu bewerten ist.

Dass er dabei kritische Aspekte des Landlebens wie mehr oder weniger offen gelebte Fremdenfeindlichkeit aufdeckt, ist wichtig und stärkt unser Bewusstsein darüber, dass Rassismus nach wie vor allgegenwärtig ist in unseren gesellschaftlichen Reihen. Faktoren wie konservative Wertvorstellungen bei der Kindererziehung oder die Einstellung zu Vermögen und Geld hingegen bedürfen keiner detaillierten Bewertung und sollten Sache der jeweiligen Familien und Einzelpersonen bleiben – leben und leben lassen halt.

Alles in allem regt «Das Befinden auf dem Lande» zum Nachdenken an, bedarf beim Lesen aber auch einer gewissen kritischen Distanz, um Stereotypisierung vorzubeugen.