Von der Entlarvung einer Fluchtminiatur

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andreas_m Avatar

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Das Leben auf dem Land ist nicht zuletzt dank Sendungen zur "Landfrauenküche" immer noch paradiesisch konnotiert. Dabei seien doch die Anderen nirgendwo so sehr die Hölle wie auf dem Lande, gibt der Autor gleich zu Anfang mit Sartre zu verstehen. Wer also ein heiteres Buch zu geplagten Wohlstandsfamilien erwartet, die auf dem Lande den psychischen Ausgleich suchen und lustige Episoden mit der drögen Landbevölkerung erleben - der wird auf jeden Fall enttäuscht! Es ist mehr eine Geschichte falscher Bilder und Erwartungen vom "Leben auf dem Land" aus der Sicht eines Intellektuellen, der Hölderlin, Kant und Sartre zitiert oder auch amerikanische Werke aus der Mitte des 19. Jh.s anführt. Vedder entlarvt schonungslos und mit sprachlicher Verve all die kleinen, ebenso postbourgeoisen wie allzu banalen Fluchtminiaturen. Das ist kaum für jeden lesbar und wird am Ende auch den Landhype nicht beenden: Vedders Publikum ist nicht das selbe wie von "Lecker aufs Land" - auch wenns diesem gut täte!