If I can make it there, I´ll make it anywhere....

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In "Das Beste von allem" begleitet der Leser fünf junge Frauen in ihrem "neuen" Alltag im New York der fünfziger Jahre. Alle arbeiten sie zunächst für den Fabian-Verlag und dort lernen sie sich auch kennen. Der Roman beschreibt die Erlebnisse dieser Frauen von Januar 1952 bis Weihnachten 1954.

Da ist zunächst Caroline Bender, die sitzengelassen von ihrem Verlobten, aus wirtschaftlichen und emotinalen Gründen eine Stelle in einem Großraumbüro des Verlages antritt. Dort trifft sie auf Mary-Agnes, die bald heiraten wird und sämtliche Klatsch-und Tratschgeschichten des Verlages kennt. Auch Barbara Lemont, geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter einer Tochter, arbeitet im Verlag und lebt mit ihrer Mutter in einer New Yorker Wohnung. April Morrison fängt am gleichen Tag an, wie Caroline Bender, und betrachtet die Stelle nur als Zwischenstation, denn eigentlich hofft sie noch darauf, bald als Schauspielerin oder Tänzerin Karriere zu machen. Gregg Adams, die fünfte im Bunde, ist da schon ein Schritt weiter, sie ist Schauspielerin und bessert tatsächlich nur vorübergehend ihre Gage mit dem Job im Verlag aus. Caroline, die zunächst noch in Port Blair, ca. vierzig Minuten entfernt von New York lebt, teilt sich mit Gregg deren New Yorker Wohnung. Trotz der unterschiedlichen Ausgangslagen starten alle fünf lebenshungrig und mehr oder weniger hoffnungsfroh in ihre neuen Lebensabschnitte und kosten die Möglichkeiten New Yorks voll aus. Dabei erreichen sie Ziele, scheitern, kommen vom Weg ab, schmieden neue Pläne, finden die Liebe, neue Perspektiven oder müssen Enttäuschungen verarbeiten und zerplatzte Träume hinnehmen.

"Das Beste von allem" ist ein Roman, den Rona Jaffe bereits in der fünfziger Jahren geschrieben und veröffentlich hat. Der Ullstein-Verlag hat nun diesen Roman in einer neuen Übersetzung veröffentlicht. Der Schreibstil von Rona Jaffe ist angenehm zu lesen. Durch den besonderen Kniff, viele der Kapitel mit einem Blick aufs Ganze zu starten um dann schließlich eine der Frauen in den Fokus zu stellen, gelingt es ihr ein sehr gutes Bild vom New York und dem Leben junger Frauen in dieser Stadt in den fünfziger Jahren zu zeichnen. Einige (Haupt-)Charaktere werden genauer, andere weniger genau beschrieben, dem Reiz der Geschichte schadet dies jedoch nicht. Denn trotz allem lebt und leidet man mit den Protagonisten mit und hat dennoch manchmal Distanz zu ihnen. Besonders bemerkenswert ist außerdem die Gestaltung des Buches, da an den Seitenrändern Cocktailgläser, Sonnenbrille und eine New Yorker Brücke  das Äußere besonders machen.

Mir hat die Geschichte um die fünf Frauen, trotz (einger weniger) Längen gut gefallen. Die Frauen waren mir alle sympathisch und doch las ich manche Teile fassungslos und hätte die Protagonisten gerne geschüttelt oder geohrfeigt, um sie zu stoppen. Am Ende des Buches dachte ich, wie schade, dass ich nicht erfahre, wie es weitergeht.Da es sich um eine Geschichte aus einer anderen Zeit handelt, erscheint einem einiges zunächst verstaubt und unaktuell oder auch undenkbar (z.B. Alkohol trinken in der Mittagspause), aber einiges hat sich seit den fünziger Jahren dann doch nicht geändert. Immer wenn man einen neuen Lebensabschnitt beginnt, startet man mit Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen. Und nicht immer läuft es so, wie man es sich vorgestellt hat. Und im Lauf durch verschiedene Lebensabschnitte lernt man neue Menschen kennen, andere verschwinden oder der einst enge Kontakt wird zumindest seltener. Neben den "zeitlosen" Emotionen der Protagonisten handelt es sich bei diesen Roman jedoch auch um eine Zeitreise und er bietet so einen historischen Blick auf das Leben und die Lebensperspektiven junger Frauen in den fünfziger Jahren. 

Ein kurzweiliges, teilweise ergreifendes, auf jedenfall interessantes Lesevergnügen für Frauen aller Altersstufen.