Die Kunst, Tyrannen zu stürzen

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"Das Buch der gestohlenen Träume" erinnert etwas an "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" von Lemony Snicket. Einmal weil der Leser teilweise direkt angesprochen wird und dann natürlich aufgrund der "betrüblichen Ereignisse" und dem Umgang mit diesen.
Gemütliche Wörter, wie Klavier, Bibliothek, Blumenstrauß und Heiße Schokolade (auch wenn sie nicht besonders gut schmeckt) vermischen sich mit der düsteren Realität des Alltags.
Definitiv wird in dem Buch auf viele Grausamkeiten (Mord, Folter, Arbeitslager, etc.) hingewiesen und man spürt eine direkte Verbindung zur deutschen Weltkriegsgeschichte. Gegen Ende wird diese dann noch durch die Namenswahl einiger Protagonisten verdeutlicht. Durch die lustigeren Elemente und die fiktive Umgebung wird das ganze aber immer etwas aufgelockert und wiegt für den Leser nicht so extrem schwer. Dadurch eignet sich das Buch sicherlich auch gut, um bei Kindern Gespräche über solche Themen anzuregen (über geschichtliche Geschehnisse oder den Mut, das Richtige zu tun und sich gegen Ungerechtigkeit zu stellen zum Beispiel).
Auch wenn ich denke, dass ein wenig mehr Magie der Geschichte nicht geschadet hätte, bin ich generell sehr zufrieden damit, dass der Autor auch seinen jüngeren Lesern zutraut ein Stück Wahrheit vertragen zu können.
Der Autor stellt auch immer wieder die Komplexität der Menschen dar. So sind einige Charaktere vielleicht moralisch fragwürdig, aber ihre Gründe verständlich. Ein andermal ist eine Figur durch ihre Verhalten etwas abschreckend, entpuppt sich jedoch im Grunde als hilfsbereit. Und dann wieder erkennt jemand seine fehlerhafte Einschätzung.
Eigentlich ist meine einzige Kritik, dass die Geschichte zu geradlinig verläuft und alles, bis auf wenige Ausnahmen, genauso geschieht, wie man es wohl erwartet. Damit will ich keinesfalls sagen, dass nie etwas schiefgeht, eher dass es genauso schiefgeht, wie man es sich vorstellt. So kommt es insgesamt nur zu wenigen Überraschungen, kreiert aber auch einen geschmeidigen Lesefluss.