Ein packendes & düsteres Fantasy-Abenteuer voller Spannung

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Die 12-jährige Rachel Klein und ihr großer Bruder Robert leben in Krasnia, einem Land, in dem düstere Zeiten herrschen. Alle Menschen fürchten sich vor dem Präsidenten Charles Maltain, der ein grausamer, machthungriger und kinderhassender Tyrann ist. Seit er an der Macht ist, dürfen Kinder nach der Schule nicht mehr auf die Straße und Bücher und Geschichten sind strengstens verboten. Jeder, der sich den Regeln widersetzt, wird sofort eingesperrt und bestraft. Als der Vater der Geschwister, der Bibliothekar ist, die beiden eines Tages in die Leihbücherei von Nord-Brava mitnimmt, wird sich ihr Leben schlagartig verändern. Ihr Vater zeigt ihnen ein besonderes Buch, das unbedingt gerettet und beschützt werden muss: Das Buch der gestohlenen Träume. Doch die drei werden entdeckt und während den Kindern mit dem Buch die Flucht gelingt, wird der Vater verhaftet. Kurz darauf stirbt auch noch ihre kranke Mutter und Rachel und Robert sind auf sich alleine gestellt. Sie müssen nun alles geben, damit das Buch nicht in die falschen Hände gerät. Doch Charles Malstain ist ihnen bereits auf den Fersen...

Auf dieses Buch war ich unheimlich gespannt. Es klang einfach so gut und von dem wunderschönen Cover war ich sofort richtig angetan. Leider haben mir der Klappentext und die äußere Gestaltung nur ein bisschen zu viel versprochen. Die Geschichte war irgendwie anders als erwartet, deutlich weniger magisch und dafür ziemlich politisch und realitätsnah.
Es handelt sich hierbei mehr um einen rasanten Abenteuerroman, der in einer fiktiven Welt spielt, die unserer gar nicht so unähnlich ist und teils sehr an den Nationalsozialmus erinnert. Es gibt Unterdrückung, Diktatoren, Straflager, Folter...Die Atmosphäre ist daher oft recht bedrohlich und finster und es kommt öfters zu grausamen Szenen. Die Story ist stellenweise schon nicht ohne und komplex, sie wird daher nicht für jeden Leser*in ab 11 Jahren geeignet sein. Die Handlung bleibt aber stets angemessen für ein Buch dieser Altersklasse, in meinen Augen wird alles mit dem nötigen Feingefühl und einer richtigen Portion Humor beschrieben. Und neben den ernsten Themen wie Gewalt, Verlust und Trauer geht es zudem auch um Freundschaft, Liebe und Familie, um Mut, Hoffnung, Moral und der Wunsch nach Freiheit.

Geschildert wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und wechselt immer wieder zwischen Rachels und Roberts Erlebnissen. Ein Teil der Kapitel wird dabei von kurzen poetischen Ausschnitten aus dem Buch der gestohlenen Träume eingeleitet, die sehr hübsch von Kristina Kister illustriert sind und dem Ganzen etwas Geheimnisvolles verleihen. Sehr cool ist auch, dass sich der Erzähler manchmal selbst mit einbringt und uns Leser*in direkt anspricht. Die Story ist insgesamt wirklich toll aufgebaut und geschrieben, spannend, abwechslungsreich und voller unerwarteter Wendungen. David Farr versteht sein Handwerk auf jeden Fall. Sein lebendiger Schreibstil zieht einen direkt ins Geschehen und sorgt für jede Menge Kopfkino beim Lesen. Man fiebert, fühlt und bangt mit dem sympathischen und mutigen Geschwistern mit und mag das Buch oft nicht mehr aus der Hand legen.

Das Ende ist abgeschlossen, sodass der Roman für sich allein stehen könnte. Es handelt sich hierbei allerdings um einen Reihenauftakt, den zweiten Band gibt es sogar bereits auf Englisch. Auch wenn ich mir etwas mehr erhofft habe, hatte ich viel Spaß beim Lesen und werde die Reihe weiterverfolgen. Auf die Fortsetzung freue ich mich schon sehr.

Fazit: „Das Buch der gestohlenen Träume“ ist eine packende und facettenreiche Abenteuergeschichte mit einem starken Geschwisterpaar, jeder Menge Spannung und ein bisschen Magie. Düster, bewegend, unvorhersehbar. Ein gelungener Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe für Leser*innen ab 11 Jahren, der auch Erwachsene zu fesseln vermag. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!