Der Zauber ist da, aber der Funke ist nicht übergesprungen

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romy_abroad Avatar

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Jo steht vor einem Scherbenhaufen: Ihr Freund James hat sie verlassen und ihr damit das Herz gebrochen. Doch nicht nur das, nach und nach muss Jo sich eingestehen, dass ihre gemeinsamen Freunde eher James' Freund waren. Plötzlich fühlt sie sich einsam und verlassen, und entscheidet sich für die Flucht nach Vorne, als sie die entsprechende Chance bekommt: Ihr Onkel Wilbur führt in London einen kleinen Schreibwarenladen. Doch aufgrund seiner fortschreitenden Demenz muss er nun für eine Weile kürzer treten. Jo übernimmt kurzerhand, zieht in seine Wohnung und ermöglicht ihrem Onkel so eine Auszeit. Oder ist es eher eine Auszeit für Jo? Hinter der Ladentheke, die ihren neuen Wirkungskreis begrenzt, beginnt Jo ihr Leben zu betrachten, zu ordnen, zu bewerten. Was war ihr bisher wichtig? Was ist ihr zukünftig wichtig? Wie will sie durchs Leben gehen, und wer soll sie dabei begleiten? Mögliche Kandiaten wären nicht nur der charmante Optiker von Nebenan, sondern auch einige ältere Stammkunden, die regelmäßig auf einen kleinen Plausch vorbeischauen, und die das ein oder andere Geheimnis mit sich herum tragen.

Die Prämisse der Geschichte klingt vielversprechend: Ein Neustart aufgrund eines einschneidenden Erlebnis, ein Ladengeschäft als Mittelpunkt, das sowohl eine Geschichte als auch Atmosphäre hat. Dieser Teil der Erzählung hat mir tatsächlich sehr gut gefallen: Die Welt der "stationery lovers", die ein gutes Notizbuch und einen hochwertigen Stift zu schätzen wissen, die sich angeregt über verschiedene Farbtöne der Schreibtinte austauschen, und sich über einen persönlichen Brief mehr freuen als über ein überteuertes Geschenk. Ich habe die Stunden und Tage mit Jo in Onkel Wilburs Laden genossen. Allerdings hat die fortschreitende Handlung für mich keinen großen Mehrwert gehabt. Irgendwie bin ich mit den verschiedenen Charakteren nicht richtig warm geworden. Womöglich lag es am Altersunterschied zu Ruth und Malcolm, vielleicht aber auch einfach an der großen Zahl der Protagonisten: Neben Jo lernen wir Ruth und Malcolm näher kennen, aber auch Lucy, ihren kleinen Bruder, zwei von Jo's Nachbarn, und ihren Ex-Freund. Alle sind irgendwie relevant, aber auch nicht so sehr, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Geschichte plätschert ein wenig vor sich hin, ist teilweise ganz nett, aber hat mich leider nicht wirklich berührt oder in ihren Bann gezogen. Daher kann ich "Das Buch der neuen Anfänge" leider nur eingeschränkt weiterempfehlen, habe es aber trotzdem gerne gelesen.