Langweilig, oberflächlich, uninspirierend !

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klugscheisser Avatar

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Das Buch der neuen Anfänge von Sally Page

Alle Menschen tun unanständige Dinge ! Auch Sie ! Vermutlich heimlich auf der Toilette, damit es die Familie nicht mitbekommt !

Auch ich habe es aus genau diesen Gründen an genau jenem Ort kürzlich zum ersten Mal getan. Ich habe die ersten Seiten eines dieser „Hausfrauen-Romane“ gelesen, die es in den Geschmacksrichtungen „Heimat“ , „Arzt“ oder „Berg“ oder sogar, ganz gewagt, „Berg-Arzt“ gibt und auf deren Cover meist eine blonde Frau mit einem dunkelhaarigen Mann bei irgendwas zu sehen sind.

Für den Erfolg dieser literarischen Erzeugnisse, die in Auflagen verkauft werden von denen gute Schriftsteller meist nur träumen können, gibt es zwei goldene Regeln: Nicht mehr als 64 Seiten und möglichst Sätze mit nicht mehr als 11 Wörtern.

Wenn Ihnen eines dieser Heftchen gefallen hat, dann ist dieser Roman von Sally Page genau das richtige für Sie, denn diese beherzigt meist die 11-Wörter Regel. Und beweist, daß man anspruchslose Literatur, geschrieben in anspruchslosem Stil, auch jenseits der 80-Seiten-Grenze erfolgreich verkaufen kann.

Schon beim Aufkleber „Der Sunday Times Bestseller“ sollten alle Alarmglocken schrillen. Doch auch der Titel „Das Buch der neuen Anfänge“ hätte mich aufhorchen lassen müssen. Neue Anfänge ? Sind die nicht immer neu ? Ist es nicht das Wesen eines Anfanges, daß er neu ist ? Natürlich, umgangssprachlich sagt man das so dahin, doch eine Literatin sollte es doch besser wissen. Sollte man meinen.

Ach ja, den Inhalt muß ich ja noch beschreiben ! Gut. Also: Die langweilige Jo wird verlassen und übernimmt den Schreibwarenladen ihres dementen Onkels. Dort lernt sie die langweilige Ruth und den langweiligen Malcolm kennen und fortan tauschen sie sich langweilig und oberflächlich über das Leben und ihre Leben aus und geben Plattheiten und Plattitüden zum Besten. Hierbei haben die Charaktere die Lebendigkeit ferngesteuerter Puppen und alle Dialoge klingen als kämen sie aus dem gleichen Mund.

Selten habe ich mich beim Lesen eines Buches so uninspiriert gefühlt. Der unausgereifte, ständig am Dümmlichen entlangschrappende Stil, war für mich nur schwer erträglich.

Ich vermute stark, daß der Nachname der Autorin Page ein Pseudonym ist. Oder sollte sie tatsächlich mit diesem Namen geboren worden sein und sich deshalb zum Schreiben berufen gefühlt haben ? Sie sollte sich allerdings nicht auch noch dazu hinreißen lassen Herrn „Turner“, bloß seines Namens wegen zu heiraten, um sich dann den passenden Doppelnamen geben zu können, denn genau das ist dieses Buch auf keinen Fall.

Ich gebe diesem Buch dennoch zwei von fünf Sternen. Einen dafür, daß es ein Buch ist, denn auch das Schreiben eines solchen Buches macht Mühe und den zweiten Stern dafür, daß der Titel so schön glänzend auf das matte Cover gedruckt wurde. Das hat mir gefallen.

Ich möchte auch eine Empfehlung aussprechen. Die Empfehlung dieses Buch nicht zu lesen, wenn für Sie das Lesen eines Romans mit inhaltlichem und stilistischem Anspruch verbunden ist.

Das Taschenbuch „Das Buch der neuen Anfänge“ von Sally Page hat 447 Seiten und erschien auf Deutsch 2024 bei dtv und kostet 14,- Euro.