Das Spiel mit der Wahrheit

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gisel Avatar

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Der Literaturagent Peter Katz erhält ein Manuskript von einem unbekannten Autor, Richard Flynn, der es unbedingt verlegen lassen möchte. Es ist lediglich das erste Kapitel über einen ungeklärten Mord. Doch als Katz auf Flynn zugehen möchte, um das gesamte Manuskript zu erhalten, liegt dieser im Sterben. Nun lässt Katz selbst recherchieren, ob das Manuskript aufzufinden wäre oder ob sich aus der Geschichte ein gutes Buch herstellen lässt. Nach und nach kommen die Hintergründe zu dem damaligen Mord heraus.

Aus einer Rahmengeschichte heraus - der Suche nach dem spannenden Manuskript bzw. der Geschichte dahinter - entwickelt der Autor E. O. Chirovici zwei ineinander verschachtelte Erzählungen, die darauf basieren, dass Erinnerungen trügerisch sein können. Seine Erkenntnis: "Die Erinnerung an Vergangenes sei nicht unbedingt Erinnerung an wirklich Geschehenes" (S. 307) dekliniert er, indem er verschiedene Verdächtige aufzeigt, ihre Erinnerungen an die Zeit vor und in der Mordnacht präsentiert.

Diese Suche nach der Wahrheit entwickelt einen eigenen Sog, der den Leser schnell in seinen Bann zieht. Man fiebert mit, was denn nun in jener Nacht geschehen ist, verwirft Hypothesen, sieht dort eine Schwachstelle bei einem Verdächtigen... Die Suche gerät zeitweilig zu einem Spiel, auf das sich die Suchenden einlassen müssen, um die richtige Erinnerung zum richtigen Zeitpunkt aufzudecken, bevor sie endgültig verdeckt werden würde.

Mit diesem Buch legt der Autor einen gut komponierten Roman vor mit einer Geschichte, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird und den Leser immer wieder darüber grübeln lässt, welche Wahrheit denn nun richtig ist und wo welche Romanfigur den Ermittlern - und somit auch dem Leser - einen Bären aufzubinden versucht. Das wird zu einem äußerst faszinierenden Spiel mit der Wahrheit.