Der Schein der Erinnerungen

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obilot Avatar

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E. O. Chirovicis erster in deutscher Übersetzung erschienener Roman "Das Buch der Spiegel" handelt von einem ungeklärten Mord, bei dem die unterschiedlichen Sichtweisen und Erinnerungen einzelner Personen beleuchtet werden.

Der Literaturagent Peter Katz erhält ein unvollständiges Manuskript von Richard Flynn, indem es um einen Mord geht in dem er selbst verwickelt ist. Welche Rolle er dabei spielt bleibt allerdings unklar, da Flynn kurz nach Verschicken des Manuskripts verstirbt und der Rest seines Werkes verschollen bleibt. Um das Buch möglicherweise doch noch vollenden zu können versucht er nun den Fall auf eigene Faust zu lösen. Hierzu nimmt er Kontakt zu verschiedenen Personen, die Kontakt zu dem Mordopfer und Richard Flynn hatten, auf

Aus dieser Herangehensweise ergeben sich immer wieder sehr interessante neue Sachverhalte. Erinnerungen werden in Frage gestellt. Scheinbare Tatsachen erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Lügen einzelner am Tatgeschehen beteiligter Personen tragen ebenfalls zu einem verzerrten Bild des Mordes bei.

Insgesamt ein sehr spannender und intelligenter Roman, den ich allerdings nicht als Thriller bezeichnen würde, da das Werk Chirovicis dem Leser viel mehr bietet als die sensationssüchtige und platte Darstellung eines Mordes und die Suche nach dem Täter. Vielschichtige Beschreibungen der gleichen Situation aus verschiedenen Blickwinkeln regen den Leser an auch seine eigene Wahrnehmung immer wieder aufs Neue in Frage zu stellen und Sachverhalte neu zu bewerten.

Nach dem Lesen dieses Romans kann man gut nachvollziehen warum Chirovici in seiner Heimat als Erfolgsautor gefeiert wird. Gerne würde ich auch seine übrigen Romane in einer Übersetzung lesen.