Ein fantastisches, wahrheitsverzerrendes Werk

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Obwohl das Buch der Spiegel nicht sonderlich dick ist und auch große Schrift und dicke Seiten besitzt, taucht man doch 380 Seiten lang in eine Geschichte ein, von der man nach dem Lesen behauptet, sie selbst erlebt zu haben. Im Voraus soll über den Inhalt nur gesagt werden: Literaturagent Peter Katz bekommt das Manuskript zu „Das Buch der Spiegel“ zugeschickt, in der ein Mann von seinem Leben erzählt. Als darin ein Mord erwähnt wird, bricht das Manuskript plötzlich ab und die Suche nach der Wahrheit beginnt.

Der Inhalt ist wirklich nicht einfach zu beschreiben und kaum zusammenfassen. Es sei nur gesagt, dass die Grundidee klasse ist. Auf verschiedenen Ebenen baut Chirovici die Geschichte aus und erzeugt eine starke Vielfalt, sodass es manchmal undurchsichtig wurde. Einige Male erinnerte mich der Roman an „Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt, da sie einige Themen teilen, wie zum Beispiel die Beziehung von Professor zu Student, einen Mord etc.

Etwas zu den Charakteren zu sagen, sie zu bewerten, ist beinahe unmöglich. Das Buch ist in 3 Teile gespalten, in denen jeweils ein anderer Protagonist aus der Ich-Perspektive versucht, den Fall zu entschlüsseln, Hinweise zu finden, Menschen zu befragen und Antworten zu bekommen. Dabei kommen viele Handlungsträger zum Vorschein; einige Ehepartner von Nebencharakteren, Komplizen, alte Bekannte. Und alle tragen ihren fundamentalen Teil dazu bei, dass die Handlung der Geschichte sich weiterentwickelt. Ich denke, dass ohne die große Variabilität, der Roman seine Einzigartigkeit verlieren würde. Weil es so verstrickt und kompliziert ist, macht es das Buch für mich so toll.

Ein Schreibstil, der für mich einerseits reduzierend wirkte, schmückte die Geschichte aber auch sehr stark aus. Er unterstützte die Vielschichtigkeit des Romans, indem Information bewusst zurückgehalten wurde und er nur das Nötigste preisgab. Bemerkenswert ist die Teilung in drei Teile, wobei jeder in der Ich-Form geschrieben ist und auch jeder seinen eigenen Charme hat.

Das Cover des Romans ist tatsächlich eines der schönsten Cover, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Allein die Farbwahl und die Gesamtkomposition, d.h. Anordnung des Titels auf beiden Seiten der gespiegelten Stadt sind wunderbar. Wenn man es dann aber in der Hand hält, merkt man, dass die Beschaffenheit (glatt vs. rau) auch ein Erlebnis ist. Einen Text auf der Buchrückenseite gibt es gar nicht. Stattdessen nur „Die WAHRHEIT des einen, ist die LÜGE des anderen“, sowie „EIN MORD, der nie aufgeklärt wird, EIN BUCH, das nicht zu Ende geschrieben wurde. EIN RÄTSEL, das niemand lösen kann. Die großgeschriebenen Wörter signalisieren schon die dominanten Themen des Buches: Die Suche nach der Wahrheit, doch die ständige Konfrontation mit den Lügen und dem Dilemma, dazwischen zu entscheiden, vor allem richtig zu unterscheiden. Alles beginnt mit diesem Mord, dann wird ein Buch geschrieben. Dieses Buch löst die Handlung aus und gibt viele Rätsel auf.

„Das Buch der Spiegel“ ist eine absolute Leseempfehlung für jeden! Da ich es weder 100 % in das Genre Krimi, noch in Romane oder ähnliches hineinordnen kann, findet jeder Geschmack daran. Man wird auf jeden Fall gefordert und erfährt ein aufregendes Leseerlebnis.